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NOVA-SPES, ein Name wie Donnerhall.
Ganz schön fettes Superlativ direkt zum Einstieg in einen Artikel, oder?
Dieses ist aber tatsächlich berechtigt, auch wenn dieser Name vermutlich nur einem verhältnismäßig kleinen Kreis an Personen bisher auf Anhieb etwas sagen wird. Dies zu ändern ist Ziel der nachfolgenden Zeilen.
NOVA-SPES sind letztendlich das Ergebnis eines Forschungsprojektes an der Hochschule Anhalt in Köthen. MATTHIAS HÜBNER, Gründungsmitglied und bis heute Mastermind der Band, studierte dort Medientechnik. Und er arbeitete dort unter anderem mit STEFFEN PÖHLER unter der Leitung von Prof. Dr. Eckhard Seiffert und Prof. Gottfried Böttcher (bekannter Jazz- Pianist und Mitbegründer des Panik-Orchester) an der Umsetzung der theoretischen Abhandlung von JOHANN SEBASTIAN BACHs „Wohltemperiertes Klavier“. Im Rahmen dieser Forschungsarbeit fanden sich 1999 Herr HÜBNER, Herr PÖHLER und ANDRÉ RICHTER als ESPERANCE zusammen. Dieses Projekt wurde dann im Jahre 2000 in NOVA-SPES umfirmiert.
Davor gab es bereits erste Gehversuche im Musikbusiness. MATTHIAS HÜBNER war beispielsweise vorher in der Band SKYLINE EAST aktiv, die sich jedoch bereits zu diesem Zeitpunkt auflöste.
ANDRÉ stieg 2003 aus der Band aus und wurde durch PETER WALTER ersetzt.
Im Jahre 2005 kam dann das erste Album ‚Jetzt‚ über das Label MODERN ENTERTAINMENT auf den Markt. Es firmiert offiziell als Synth Pop/ Electro und fiel noch nicht sehr auf. Dies könnte auch am Label gelegen haben, jedenfalls kündigte die Band den Vertrag kurz vor der Einstellung des Labels aufgrund der Unzufriedenheit der Band mit ihrem Vertragspartner.
2007 folgte dann ‚Opposite Lane‚ als Self- Release und sorgte für einen ersten Achtungserfolg. Der darauf enthaltene Titel „Tanz!“ fand viel Beachtung, nachdem dieser auf einer ORKUS!- Compilation einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich wurde. Auch das Album ‚Zukunft: Unendlich?‚ wurde 2008 ohne Label Unterstützung released. Dieses sorgte mit dem Song „Run“ vor allem in der russischen Szene für Aufruhe.
Stilistisch wurde die Band zu der Zeit von Kritikern gern mit DEPECHE MODE, DE/VISION, CAMOUFLAGE und ähnlichen Acts verglichen.
Zusammenfassend beschreibt MATTHIAS diese Zeit so:
Sicher hatten wir die gleichen Probleme, die ich bei jeder Band sehe. Man nimmt sich total wichtig, sieht sich als ernstzunehmender Künstler und stirbt mit jedem medialen Verriss, der ganz einfach auch normal ist. Nach SKYLINE EAST musste ich mich eine ganze Weile in das Thema Komposition einarbeiten, da ich dort fast nichts damit zu tun hatte. Sicher hätte es schneller gehen können, aber von heute betrachtet, hatte eben jede Zeit ihre Herausforderung, aber auch ihre Erfolge. Sicher konnten wir uns damals über weniger mehr freuen, aber auch mehr aufregen. Mir war zum Beispiel total wichtig, dass wir als Teil der schwarzen Szene gesehen werden mussten. Heute ist mir das vollkommen egal. Ich mag weiterhin melancholische Werke und kann mit „rosa-Watte-Welt-Songs“ nichts anfangen, aber ob wir den Menschen nun zu dunkel oder nicht dunkel genug sind, geht mir am Allerwertesten vorbei…
Die Band entwickelte sich immer weiter und variierte auch die stilistische Ausrichtung mehrfach. Was aber immer blieb, waren die deutlichen politischen Aussagen, die zu einem Markenzeichen des Acts wurden.
2011 dann signte die Band auf DANSE MACABRE, dem Label von BRUNO KRAMM. Dort brachte sie in selbigen Jahr das Konzeptalbum ‚Pripyat – Home Of Lilith‚ an den Start. Thematisch befasste man sich zum 25. „Jubiläum“ des Super- Gaus in Tchernobyl mit eben genau jenem Ereignis. Unfreiwillig hohe Beachtung fand das Werk durch das zeitliche Zusammentreffen mit der japanischen Tsunami- Katastrophe, welche ja ebenfalls einen Super- Gau im KKW Fukushima Daiichi zur Folge hatte.
Bejubelte Auftritte unter anderem auf dem NCN-Festival folgten, dazu Events mit ASSEMBLAGE 23 und THE CRÜXSHADOWS.
Nach den Alben ‚Leben ist Krieg‚ (2012) und ‚Black Sheep On White Fields‚ (2014) verließ dann auch STEFFEN PÖHLER NOVA-SPES, wodurch die Betätigungsfelder Gesang und Produktion ausschließlich an MATTHIAS über gingen.
Mit dem 2016er Album ‚A Dog And His Boy‚ verabschiedete sich die Band dann erst vom musikalisch weicheren Stil und dann von DANSE MACABRE. Dieses Album kann unter anderem Platz 2 in den DAC als Benchmark für sich verbuchen. Für Live Auftritte der jetzt mehr einer Mischung aus Future Pop und Hellectro zugewandten Jungs kam 2017 MAIK MÄNNEL zur Gruppe, konnte dort aber nicht dauerhaft integriert werden.
Mit dem 2018 erschienen Album ‚WorldWideWar Zone‚ schloss man dann einen Pakt mit dem Moskauer Label SCENTAIR RECORDS und konnte wiederum Platzierungen in den DAC verbuchen. Als Verstärkung für anstehende Touren, unter anderem in Russland, stieß dann GUIDO MANN als Keyboarder zur Band, womit das aktuelle Line Up dann auch vollständig genannt ist.
Mitten in der Pandemie wurde 2021 das Werk ‚2020‚ released, welches direkt in die Top 5 der DAC einstieg und zwischenzeitlich sogar auf die Spitzenposition vorrückte. Das war in sofern ein besonderes Ereignis, weil es nicht nur für die Band das erste „No. 1-“ Album war, sondern auch für das Label.
Der Sound hat sich auf einen ganz eigenen Stil eingepegelt. Die Basis ist nach wie vor eher Synth Pop, aber mit Einflüssen aus Future Pop, Hellectro und Dark Electro. Als weiteres Merkmal nennen wir hier Punk, denn zumindest die Attitüde blitzt zuweilen durch. Also wem all die einzelnen Bestandteile zu glatt, zu geschliffen oder auch zu belanglos sind, sollte sich dieses besondere Etwas der Band NOVA-SPES durchaus mal genauer ansehen, beziehungsweise anhören. Die Basis ist in der Regel melodische und ansprechende elektronische Musik, auf die dann mehr oder weniger roh und wütend die Vocal Parts in Form von Gesang und Shouts treffen. Herr Hübner zu Vorbildern Inspiratoren:
Anfangs wird deine Motivation und dein Vorgehen maßgeblich von Vorbildern beeinflusst. Jeder, der das abstreitet, hat sich keine Gedanken über seine Antwort gemacht oder denkt, es wäre „cool“. In unserer Szene muss das nicht immer DEPECHE MODE sein, aber es ist halt oft so. Auch bei mir haben DEPECHE MODE zweifellos ihre Spuren hinterlassen. Aber auch Bands, die eher unbekannt waren oder sind: STATIC ICON, THE NORTHERN TERRITORIES, GOOD COURAGE zum Beispiel. Einen entscheidenden Einfluss auf meine Entwicklung als Komponist hatte jedoch ICON OF COIL. Ich kannte sie nicht und war bei einem Konzert von ASSEMBLAGE 23, deren Vorband sie waren und das hat mich total von den Socken gehauen!
Natürlich beeinflussen DEPECHE MODE mich bis heute, obwohl ich zunehmend weniger mit ihnen anfangen kann, sowohl mit deren Schaffen als auch, wie sie sich menschlich geben. Ich würde mich auch noch als DM-Fan bezeichnen, kann allerdings immer weniger mit den Fans anfangen, die überteuerte Tickets für mehrere Konzerte einer Tour kaufen, zwischendurch Kopien huldigen und sich dann beschweren, dass alles unleistbar geworden ist und es keine „anständigen neuen Bands“ mehr geben soll.
Die Band möchte gar nicht gefällig sein. Sie liefert eher nicht den Soundtrack für das Familien- Grillfest an einem lauschigen Sommerabend. Eher gefällt sie sich in der Rolle des im Porzellanladen Pogo tanzenden Elefanten. Die aber nicht um des bloßen Aufruhr willens, sondern um mit ihren Fingern in all den klaffenden gesellschaftlichen Wunden zu bohren. MATTHIAS beschrieb das auf die Frage nach Inspirationsquellen für die Lyrics folgendermaßen:
Da halte ich es wie Herbert Grönemeyer, der erst kürzlich sagte, dass er texten hassen würde und deshalb alles mitnimmt, was sich an Themen so vor ihm ausbreite. Man kann aber schon sagen, dass wir eine politische Band sind. Natürlich werden wir aktuell vom völkerrechtswidrigen Überfall auf die Ukraine beeinflusst, zumal wir in den letzten Jahren oft in Russland spielten. Wir haben dort sehr enge Freunde gefunden, um die wir uns heute große Sorgen machen.
Mir hat mal jemand gesagt, Kunst und Politik müsse man trennen – was für ein Schwachsinn! Es ist okay, dass es Musiker gibt, die unpolitisch sind, aber das ist keine Grundvoraussetzung für Kunst.
Aufgrund der Gesamtsituation in Folge des russischen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine ist NOVA-SPES gewissermaßen obdachlos geworden. Eine Zusammenarbeit mit SCENTAIR RECORDS ist momentan schlicht aus mehreren Gründen unmöglich. Während der Entstehung dieses Beitrages hat die Geschichte allerdings eine entscheidende Wende genommen: NOVA-SPES sind zurück auf DANSE MACABRE! Nun wird das bereits fertige neue Album ‚Rise‚ dort am 3. März diesen Jahres erscheinen. Natürlich bekommt ihr dazu auf diesem Kanal eine anständige Review, stay tuned…
In die Pandemiezeit, die ja unbestritten für alle Künstler schwer verdaulich war, schoss für Herrn Hübner noch ein weiteres Problem in den Bandkosmos. Ausgerechnet der musikalische Produzent und Sänger erkrankte an einer unberechenbaren und für ihn stark hinderlichen Krankheit. Seine Ohren haben ein schwer kontrollierbares Eigenleben entwickelt. Das hat nicht nur Einfluss auf das Hörvermögen, sondern auch auf den gesamten Organismus. Er sieht sich aber in der Therapie gut eingestellt, hat bisher keinen bleibenden Schaden an der Lauschern behalten und will sich davon nicht bremsen lassen.
Mit meiner Krankheit „Meniere-Syndrom“ wird bereits das Vorhaben, wieder Konzerte spielen zu können, zum großen Ziel. Wir sind allesamt keine Organisationstalente und bräuchten eigentlich Menschen, die Booking draufhaben. Leider ist es uns nicht gelungen, solche Menschen von einer Zusammenarbeit mit uns zu überzeugen. Sicher sind wir zu wenig 08/15, um uns leicht in irgendwelche Konzerte und Festivals zu vermitteln. Aber das ist ja dann auch wieder etwas Positives…
Live erleben könnt ihr NOVA-SPES am 07. Juli 2023 beim BLACK MOUNTAIN FESTIVAL auf der Waldbühne Schwarzenberg. Infos gibt es unter der bei Facebook gelisteten Veranstaltung (hier) und Tickets hier.
Informiert euch über und folgt der Band auf Facebook und im Web. Eurem Konsumentenauftrag könnt ihr auf Youtube, Bandcamp, Beatport, sowie bei weiteren Medienhändlern nachkommen.
Unseren Stream und viele weitere redaktionelle Inhalte bekommt ihr auf unserer Website, aktuelle Artikel und mehr auf unserer Facebook Präsenz.
Geschrieben von: Dany Wedel
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