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CD NEWS

ZOODRAKE lässt uns mit ‚Reunite‘ an seinen Therapieerfolgen teilhaben

today14. September 2025 6

Hintergrund
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Finaaaaale, oho…!
Wir haben ZOODRAKE das Jahr über begleitet und die Pre- Singles hier besprochen.
Und was haben wir die gefeiert!? Die Energie, den Sound, die Lyrics…
Was wir nicht wussten: Es handelt sich ganz offenbar um ein eigentherapeutisches Projekt!
Die Frage nach „wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ wird jetzt mit dem Album ‚Reunite‚ beantwortet. Vermutlich nicht abschließend, aber dafür verdammt deutlich.

Das haben auch wir so nicht kommen sehen. Ein Makel, soviel müssen wir uns da selbst eingestehen.
Wir kennen ZOODRAKE seit dessen Geburt, wir kennen den HILTON THEISSEN, den Mann hinter diesem Projekt, noch deutlich länger und haben diese Entwicklung dennoch nicht erahnt.
Aber, anders als so manch namhaftes Printmedium heutzutage, mit echt gelernten Journalisten in den Redaktionen, schreiben wir ja nicht einfach vorgelegte Texte ab, sondern reschäschiehren (oder so ähnlich; ein flacher Gag des verantwortlichen Redaktionellen) noch höchst selbst und können solch Fauxpas wieder ausbügeln.

Wie es wohl begann…

Es war im Jahre 1989, somit mal eben 36 vor ‚Reunite‚, das Herr THEISSEN mit 5 Mitstreitern die Band DARK MILLENNIUM aus der Taufe hob. Wir notieren uns an dieser Stelle den Begriff Death Metal und haben schon eine ganz kleine Ahnung, wo das hinführen wird…
Die Band flog zwar bereits nach zwei Alben und vier Jahren gemeinsamen Musizierens auseinander, fand dafür aber auch 2016 um so besser wieder zusammen. Auch dies ein Detail, welches wir uns notieren sollten. Ergänzend dazu sei erwähnt, dass auch diese Musik nicht ganz so passgenau in diese Schublade integriert war und ist.

Mit dem DARK MILLENNIUM- Kollegen CHRISTOPH HESSE gründete HILTON THEISSEN im Anschluss die Band RAPE. Streitbarer Name, ganz bestimmt, aber musikalisch durchaus begründbar. Es entsprang dem Heavy Metal, wollte sich aber dort schon keinem Sub- Genre deutlicher zuordnen lassen. Es zeigte starke Einflüsse aus dem Hardcore Techno, schmuste auch mit Trance und Eurodance, um auf der rockigen Seite immer mehr zum Black Metal zu tendieren. In Sachen Industrial Crossover also wieder ein Sonderweg, nirgends ganz zugehörig.

Je näher die Jahrtausendwende rückte, desto mehr Projekte mit eher elektronischer Ausrichtung wurden gegründet. Die Mitstreiter meist die Gleichen, aber eben als bunte Spielwiese, die es zu begärtnern galt. Mit Progressive Trance, Dance Pop, Psy Trance und jeder Menge mehr boten sich da ungeahnte Möglichkeiten. Es war eigentlich immer AKANOID, wurde aber, wenn die Abstände zu groß wurden, als SPHERE und SPACEFISH ausgelagert – irgendwie das Gegenteil von ‚Reunite‚. SPACEFISH klingt nicht zufällig wie ELEKTROFISH, welches wiederum bis heute als Label angeführt wird.

Es folgten Jahre, die sich mit frei zugänglichen Quellen kaum mehr belegen lassen, da es keinen Output unter den vorgenannten Namen gab. Wer glaubt, unser Protagonist hätte in dieser Zeit gar nichts mehr gemacht, irrt an dieser Stelle natürlich gewaltig.

 

Eines der Promo Fotos zum ZOODRAKE Album Reunite zeigt Hilton theissen , wie er beschwörend in eine Glaskugel schaut, das bild wirkt kaleidoskopartig zersprungen
(c) Kiki Lempa

 

ZOODRAKE

Und dann passierte etwas, was man rückblickend vermutlich als absoluten Glücksfall beschreiben kann.
Wegen künstlerischer und/ oder persönlicher Differenzen flog ein Projekt, welches an sich noch immer existiert, auseinander und machte Schlagzeilen durch die Absage des AMPHI Festivals auf Facebook. Ein Fehlgriff, der maximale Aufmerksamkeit brachte und zugleich ein ideales Sprungbrett war. Denn HILTON THEISSEN packte all seine Arbeit zusammen und führte sie unter dem heute gut geläufigen Namen ZOODRAKE weiter. Ab jetzt sollte alles anders werden, wie wir bereits wissen…

Seit 2019 lieferte ZOODRAKE drei Alben und eine Compilation ab, die selbst wiederum einen neuen Song als Bonus enthielt. Schon bei dieser Zusammenstellung, die je 3 Songs aus den vorausgegangenen Alben enthielt, hätten wir hellhörig werden müssen, wie sich heute zeigt.
Schon vom Start weg war es ein Projekt, welches gekonnt Synth Pop, Electro, Indie Pop, Indie Rock und auch wieder Elemente aus dem Metal miteinander verschmolz. Nun also der vorläufige Höhepunkt, ein auf jedes bisherige ZOODRAKE Album zutreffender Term, das vierte Album ‚Reunite‚.

Die Therapie

HILTON THEISSEN ist einer dieser wahnsinnig kreativen Köpfe, die gar nicht anders können, als ständig etwas Neues zu ersinnen. Wäre das so auf die Wissenschaft übertragbar, wären wir bestimmt längst unsterblich und auf anderen Planeten unterwegs. Ein Blick aus dem Fenster offenbart, das es vermutlich ganz gut ist, nicht so weit gekommen zu sein…
In der Kunst ist das aber eine unendlich wertvolle Gabe.

Fachlich tobt sich der Herr im WIDE NOISE STUDIO aus, zudem wird natürlich weiter produziert, werden andere Künstler gefördert und beeinflusst. Da dabei aber eben auch jede Menge Ideen aufpoppen, die sonst verloren gingen, ist ZOODRAKE die richtige Fabrik zur Bearbeitung und Veredelung dieser Ideen. Garniert mit guter Beobachtungsgabe, die sich oft überspitzt und humoristisch in gute Lyrics pressen lässt, entsteht so scharfes Schwert in der alternativen musikalischen Szene.

Das Problem: trotz der Tatsache, dass insbesondere die Dunkle Community sehr heterogen ist, ist sie doch auch sehr träge. Man hängt seine Matte gern in ein bestimmtes Sub Genre und hält nur ungern mal den großen Zeh in Benachbartes. Ein beengendes Korsett, in welches sich ZOODRAKE nicht pressen lassen möchte. Es führt zusammen, von dem die Subkultur gar nicht wusste, dass es zusammengehört.

Reunite‚ vereinigt also all die vorangegangen Ausritte mit all dem, was sich heute an Einflüssen bietet. ZOODRAKE fügt die beiden Elemente Rock und Pop in idealer Weise zusammen bietet dabei so dermaßen viele Ausbuchtungen, dass das Ergebnis nicht einmal annähernd gleichförmig oder glatt ist.
Jeder Interessierte kann etwas für sich finden, mal dominieren Gitarren, mal Gesangsformen aus dem Metal, dann wieder wähnt man sich in einer Techno Disco oder träumt zu Dream Pop. Die Möglichkeiten sind schier endlos und Herr THEISSEN scheint willens, alle einmal mitzunehmen.

Das Ergebnis

Was musikalisch vereint, kann durchaus Zielgruppen spalten.
Es ist gar nicht so ungewöhnlich, das auf Electro- oder Synth Pop- Events die Leute im Publikum deutlich die Näschen rümpfen, wenn auf der Bühne Gitarren zu sehen sind. Und manch einer von denen flüchtet, wenn man diese dann auch noch akustisch wahrnehmen kann.
Wie in seiner gesamten bisherigen Karriere geht der Held unserer Geschichte hier also den deutlich unbequemeren Weg. Keinerlei Anstalten, irgendein Schema F zu bedienen, sondern straight der eigenen Intuition folgend. Also alles das, was wir in einem Heldenepos sehen wollen und doch überfordert sind, wenn unsere Träume Realität werden.

Für uns in der Redaktion von RADIO SCHWARZE WELLE bleibt es interessant, dieses Projekt und die Entwicklungen, die ‚Reunite‚ sicher auslösen wird, zu beobachten. Bei allem Spaß und Kasper, den unser Autor in diese und die vorangegangenen Besprechungen gesteckt hat, bleiben wir doch tief beeindruckt und voller Respekt vor der Leistung unseres Protagonisten. Klingt euch zu seriös? Vorsicht, es sind noch ein paar Zeilen übrig, da ist noch Platz für jede Menge Kalauer, he he.

 

 

Das Rezept im Detail

Beim Thema Album gibt es ein Muster, dem sich auch ZOODRAKE nicht entziehen:
Reunite‚ enthält einen Spannungsbogen, der seine Wirkung am besten dann entfaltet, wenn man es am Stück durchhört.
Natürlich funktioniert jeder Song für sich, aber in dieser Konstellation erzählt sie eine Geschichte, in der alle Episoden miteinander verknüpft sind. Das gilt nicht nur für die Inhalte, sondern auch für die Musik, die uns so auf eine Reise durch ein akustisches Schlaraffenland mitnimmt. Wir empfehlen euch ausdrücklich, dem Konzept eines Gesamtwerks zu folgen und euch darauf einzulassen. Musik an, Welt aus – einfach mal genießen.

Headradio“ macht den Opener, so wie es das auch schon bei den Vorab- Singles tat.
Eine wunderbar synthrockige Nummer, die bereits klar macht, dass es hier nicht marktüblich weiter geht.

Seit März kennt ihr bereits Song zwei: „Little Beetle“ war die zweite Teaser- Single und wurde im Detail hier besprochen.

Spitting Devil“ ist das erste bisher unbekannte Stück. Etwas kantig, etwas anders, viel EBM, viel Rock – Industrial in seiner ursprünglichsten Form. Meint man, ist natürlich nicht so, da diese Uptempo Nummer weit mehr enthält. Anspieltipp!

Hier habt ihr bereits alles Wesentliche zu „Micro Psycho„, der ursprünglich dritten Single erfahren.
Ein Song, den man als gutes Beispiel für das Projekt ZOODRAKE sehen kann und der auch gut als Labelsticker für den Begriff ‚Reunite‚ stehen könnte, da es die bisherigen und das aktuelle Release miteinander verbindet.

War das Tempo bisher etwas höher, bremst „A Feeling I Know“ nun gehörig ab. Es vermittelt maximale Emotionalität, die auch im vermittelten Text steckt. Zum Abschied lässt man alles hinter sich und die Tür fällt ein letztes Mal ins Schloss…
Wer dabei denkt, wir währen bereits am Ende, der sei beruhigt, denn das ist erst die erste Halbzeit gewesen.

Die zweite Halbzeit startet dann auch sofort massiv prollig!
Take My Money“ war die letzte Single und hat uns durch den Sommer begleitet. Lest hier noch einmal nach, was wir dazu geschrieben haben. Wir lieben diese Nummer, da hier instrumental die dickste Pumphose stampft und sowohl Lyrics als auch deren akustische Darbietung ein absolutes Highlight darstellen. Anspieltipp!

Single Nummer vier vom Juni dieses Jahres folgt. „The Beast Beats“ ist dabei quasi ein Blender. Sie klingt so neu und frisch, ist aber ein Recycling- oder auch Upcycling- Produkt. Da es im Ursprung dem Jahr 1996 zugewiesen wird, dürfte es im Kern ein RAPE Track sein. Zum Glück endete er nicht als THEISSENs Unvollendete, sondern fand nun seine finale Bearbeitung und damit den Weg auf ‚Reunite‘. Hier haben wir bereits einiges dazu geschrieben…

Gerade noch stand der Autor dieser Zeilen auf einem Event neben einem Musiker und philosophierte über die Wiedergeburt des Punk und seiner DIY- Attitüde im frühen 90er Jahre- Techno und dann läuft hier im Büro mit „NCB“ die Musik gewordene Brechstange! Alles drin: laut und leise, sanft und krawallig – eine Wall of Death in Noten gegossen!
Dazu ein Text, der einem die wirre gegenwärtige Realität mit Schwung um die Ohren haut.
Ein Monster, das einmal freigelassen nie mehr eingefangen und domestiziert werden kann. Anspieltipp Nummer drei!

Luuuuuuuft, wir brauchen wieder etwas Abkühlung nach diesem Mental Pogo! „Fading Fire“ verschafft uns diesen. Fachlich beinahe perfekt zusammengesetzt: räumliche Effekte und Filter betonen die transportierte Schwere, die Musik agiert nach dem Schema Form follows Function und passt sich dem lyrischen Inhalt an.

Haben wir bei „The Beast Beats“ noch das außergewöhnlich lange Intro gefeiert, endet ‚Reunite‚ mit „Fallen Star“ endgültig mit einem deutlichen Stinkefinger Richtung Streaming- Plattformen!
Soll dort innerhalb von 30 Sekunden das Thema klar sein, damit der Hörer mit seiner anerzogenen ultrakurzen Aufmerksamkeitsspanne nicht wegklickt, bekommen wir hier ein Stück, das beinahe so lang wie die gesamte Best of TikTok- Playlist ist. Eine Rock- Oper, mehrteilig, aufwändig arrangiert, alle musikalischen Einflüsse im Schnelldurchlauf vereint. Wobei Schnelldurchlauf ein Euphemismus ist, angesichts der Länge von fast einer viertel Stunde. Ein würdiger Abschluss dieses Gesamtwerkes und preisverdächtig.

Fazit

Wir kommen nicht umhin, das redaktionelle Phrasenschwein zu melken und hier vom Album des Jahres 2025 zu sprechen. Schwer, das einzuordnen: noch Evolution, oder doch schon Revolution?
Reunite‚ dürfte endgültig das verweben, was in der Musik seit über 60 Jahren nur schwerlich zu vereinen ist. Und selbst, wenn man nicht so groß denkt, fügt es die einzelnen Geistesblitze im Kopf von HILTON THEISSEN zu einem herrlich erfrischenden Sommergewitter zusammen. Egal, wo ihr musikalisch beheimatet seid, ‚Reunite‚ dürfte die Erweckung schlechthin für euch sein. Ganz großes Kino!

 

Dieses Promo Foto von ZOODRAKE scheint eine der Vorlagen für das Cover zum Album Reunite zu sein. Hilton Theissen vor Spiegelungen
(c) Kiki Lempa

 

Nutrition Facts

  1. Headradio
  2. Little Beetle
  3. Spitting Devil
  4. Micro Psycho
  5. A Feeling I Know
  6. Take My Money
  7. The Beast Beats
  8. NCB
  9. Fading Fire
  10. Fallen Star

Herstellerangaben

Act                                                     Zoodrake
Release                                             Reunite
Release Date                                   19.09.2025
Label                                                 Elektrofish Studio
Vertrieb                                            BOB Media
Medien                                              Stream, Download, CD
Quellen                                              die großen Streamportale, Bandcamp und andere Anbieter, der klassische Medienhandel

Nächste Koch Show und eure Möglichkeit, dem Backvorgang von ‚Reunite‚ live beizuwohnen:

29.11.2025 Rockfabrik, Übach- Palenberg

Ganz nah dran am Geschehen rund um ZOODRAKE bleibt ihr auf Facebook und im Web.
Ebenso stehen euch InstagramYoutube und in der weltbesten ZOODRAKE- Fangroup.
In den Zeiten zwischen Zoodrake- Releases und -konzerten könnt ihr euch auch gerne mit den Projekten AKANOID und DARK MILLENNIUM beschäftigen. Da bekommt ihr quasi alles, was im Theissenversum existiert.

Unseren Stream und viele weitere redaktionelle Inhalte bekommt ihr auf unserer Website, aktuelle Artikel und mehr auf unserer Facebook Präsenz.

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Geschrieben von: Dany Wedel

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