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Als Nachfolger des Black Mountain Festivals fand am 19. und 20. Juli 2024 erstmalig das Reborn Festival statt. Geladen waren internationale Bands aus verschiedenen Musikrichtungen, wie z. B. Elektro-Pop, EBM, Dark- Wave und Neue deutsche Härte. Das Line-up klang sehr vielversprechend, weckte Neugier und versprach neue, spannende Konzertmomente.
Im letzten Jahr kam es zu zahlreichen Absagen geplanter Acts des Black Mountain Festivals, aufgrund verschiedener Diskussionen des politischen Standpunktes des damaligen Geschäftsführers. Das Black Mountain Festival war somit Geschichte. Um das Event stattfinden zu lassen, übernahm Daniel Gierke die Veranstaltung und bekam kräftige Unterstützung Jenny Thomas. Zusammen mit ihrer Crew riefen sie das ‚Reborn‘ ins Leben. Schauplatz sollte die Gegend am Oberbecken in Markersbach werden.
Das Oberbecken liegt auf der Bergkuppe des Hundsmarter (Berg in Sachsen) im Erzgebirge. Mit seinen etwa 850 m ist das ‚Reborn‘ Festival wahrscheinlich das aktuell „Höchste“ in Deutschland.
Meine Begleiter und ich fanden den Weg zum Event problemlos. Später hörten wir über sehr abenteuerliche Anreisen. Warum dies so war, findet der Leser womöglich im Berichtsverlauf heraus.
Die Einweisung auf dem Parkplatz erfolgte schnell, durch charmant wirkende Einweiser. Hinter dem Parkplatz konnte man Campen oder Zelten. Für Besucher, die nicht mit dem Auto anreisten, wurde ein Shuttle Service zur Verfügung gestellt. Da die Schlange am Einlass nicht sehr lang war, ging auch dieser problemlos von statten. Zu sehen gab es nach ein paar Metern einen großen Bühnenbereich, viel Platz davor, mit noch wenigen Besuchern. Um den Konzertplatz herum waren ausreichend Essens- und Getränkewägen, verschiedene Merch- Stände und sogar eine Mitternachtshüpfburg aufgestellt. Erwähnenswert wäre noch der Stapel von Klappstühlen, die zu späterer Stunde oft und gern genutzt wurden.
Es dauerte nicht lange, da startete das Festival mit dem Bergmannslied „Kummt, Bargbrüder, fahrn mer aus“ und eine sagenhafte Gestalt betrat die Bühne. Moderiert wurde das ‚Reborn‘ Festival von Daniel Gierke und Jenny Thomas. Beide berichteten, dass sie bereits während den Vorbereitungen von einer Hexe verfolgt wurden. Diese sei immer wieder im Kreis gelaufen und habe einen Feuerschweif hinter sich hergezogen. Was es damit auf sich hatte, erklärte die Sagengestalt selbst. Das Hexlein stellte sich als Hundsmarterweibl vor und erzählte ihre Geschichte, die etwa 500 Jahre zurück liegt. Seitdem kommt sie alle 100 Jahre zurück, um nach der Welt zu sehen. Wahrscheinlich war das Hundsmarterweibl ebenso neugierig und gespannt auf das ‚Reborn‘ Festival, wie viele andere auch. Zusätzlich lässt sich vermuten, dass die Sagengestalt für die Irrwege des ein oder anderen Festivalteilnehmers verantwortlich gewesen sein könnte.
Eröffnen durfte die 2009 gegründete Band ANY SECOND, bestehend aus Sänger Jan, Keyboarder Thomas und Oliver. Alle drei Musiker hatten schwarze Tarnfarbe im Gesicht, die manchen Fans zum Verhängnis werden sollte. Mit treibenden Beats und Industrial-Klängen heizten ANY SECOND ab der ersten Sekunde ein. Anfangs war das Publikum noch überschaubar. Jedoch schien die Einladung des Sängers zur Freakshow schnell zu begeistern und der Konzertplatz füllte sich zunehmend. Vor allem Frontmann Jan wirkte sehr publikumsnah. Er sprang in den Bühnengraben, begrüßte die Besucher in den ersten Reihen mit Handschlag oder Umarmungen. Diejenigen die umarmt wurden, hatten danach zusätzliches schwarzes Make-up im Gesicht. Dafür war der Sänger so gut wie abgeschminkt.
ANY SECOND präsentierten Songs aus ihren älteren Alben und auch von den jüngsten EPs. Zwischen den Songs bekamen die Musiker auf Wunsch, Bier aus dem Publikum gereicht. Durch die energiegeladene und kraftvolle Performance der Band, tränkte leider ein Bier den Bühnenboden. Während des Songs „Where Is Good“ holte sich der Frontmann das Handy eines Fans und filmte seine Bandmitglieder sowie das Publikum, bevor er dieses zurückgab. Zwischen den Songs gab es immer wieder kleine humorvolle Ansagen. So wurde unter anderem angeraten: „Bei Alkoholkonsum die Hände weg vom Steuer zu lassen, man solle besser mit den Knien lenken“. Ein weiteres Highlight erlebte mit Sicherheit ein im Publikum tanzender Fan. Dieser fiel dem Sänger ins Blickfeld und wurde spontan auf die Bühne geholt. Für die verbleibenden Songs durfte die als Kassandra vorgestellte junge Dame ihre Cyber-Goth-Dance-Moves als Background-Tänzerin zum Besten geben. Insgesamt wirkte der Auftritt von ANY SECOND kraftvoll, treibend, herzlich und ließ niemanden stillstehen. Harte Männermusik mit vielen Kuscheleinheiten.
Als zweiter Act des Events, folgte JANREVOLUTION. Über ihre Headliner Show berichtete die Redaktion vor kurzem ausführlicher und kann >>hier<< nachgelesen werden. Wer diese Band noch nicht kennt, hat was verpasst. JANREVOLUTION machen feinsten Elektro-Rock-Pop. Die Formation besteht aus Sänger Jan Borkowski, Gitarrist Alex Noize und Keyboarder Daniel Riedel. Zu Beginn schien es leichte technische Probleme zu geben. Später erzählte Jan, dass die Batterien in seinem Mikrofon versagt hatten und ersetzt werden mussten. Auch Alex wirkte zwischendurch etwas unzufrieden mit seinem Gitarrensound und berichtete später, dass er sein eigenes Spiel selbst nicht hören konnte. Dies war beim Publikum allerdings nicht wahrzunehmen.
Doch noch einmal zurück zum Anfang. JANREVOLUTION starteten energiegeladen mit ihrer aktuellen Single „Herzdenkmal“. Danach begrüßte Jan die Festivalbesucher und machte es ANY SECOND nach. Denn er verschüttete erst einmal ein Getränk (dieses Mal Wasser). Es folgten ältere und vielen bereits bekanntere Songs, sowie das lange nicht gespielte „Lola Montez“. Der Sänger vermutete, dass er die meisten Anwesenden zum Tanzen animieren könnte, außer seinen Bandkollegen an der Gitarre. Während der Frontmann über die Bühne flitzte, hin und her sprang, seinen powervollen Gesang mit ausladender Gestik unterstrich und hin und wieder Gitarrist und Keyboarder zwickte, spielte Alex mit gewohnter Gelassenheit und Coolness seine Gitarrenriffs und auch Daniel ließ sich selbst bei den Zwickattacken des Sängers nicht aus dem Konzept bringen. Zum Schluss des Auftritts gab es noch ein Konzert-Selfie, bei dem auch der Gitarrist zum Schmunzeln gebracht werden konnte.
Nach einer schnellen Umbauphase betrat die niedersächsische Band BEYOND BORDER die Bühne. Ihr Sound zeichnet sich durch tanzbaren Synthpop aus, der direkt zum Tanzen einlädt. Neu dabei hatten MiDeity (Keyboard) und Iggy (Gesang) den Keyboarder Renee, der für weitere Bands wie RAMMWERK oder MILLION MILES TO SUCCES die Tasten drückt.
Iggy entschuldigte sich zu Beginn des Auftritts für seine momentanen Bewegungseinschränkungen, da er sich körperlich nicht fit fühlte. Seiner imposanten Stimme tat dies keinen Abbruch. Trotz angekündigter Einschränkungen gab es sehr viele Interaktionen auf der Bühne untereinander und mit den Festivalbesuchern. Die Keyboarder wechselten immer wieder ihre Plätze, kamen oft zum Bühnenrand um die Zuschauer zum Klatschen, Mitsingen oder Tanzen zu animieren. Sogar Iggy schien im Auftrittsverlauf seine Beschwerden vergessen zu haben. Er tanzte, sprang auf die vorderen Boxen und wedelte wild mit seinen Armen. Bei dem Song „What Makes The World Go Round“ wurden Wasserbälle in Form eines Globus in die Menge geworfen. Das Publikum warf die Bälle zurück und diese landeten vorerst im Bühnengraben. Enttäuschung machte sich breit, bis ein Security nach Aufforderung die Bälle wieder ins Geschehen brachte. Vor allem ein kleiner Junge freute sich, als er einen Ball abbekam.
Übrigens kam es auch bei BEYOND BORDER zu Zwickattacken, allerdings griff dieses Mal der Keyboarder (MiDeity) den Sänger an. Erwähnenswert wäre noch der Song „Pry Open“, bei dem die Fans direkt mitsangen. Dieser schien ein Favorit des Publikums gewesen zu sein. Die Liebe zur Musik und ihrem Projekt war bei allen Beteiligten deutlich spürbar. Iggys Stimmgewalt wird Vielen noch lange im Ohr hängen bleiben.
Nach BEYOND BORDERs phänomenalen Auftritt folgte HELDMASCHINE, die bereits seit 2011 aktiv sind. Die musikalische Richtung wechselte vom Synth-Pop zur Neuen deutschen Härte. Der Festivalplatz war mittlerweile gut gefüllt und viele Besucher warteten gespannt auf den Auftritt. Die fünf Musiker kamen in schwarzen Kutten und maskiert auf die Bühne. Bevor René anfing zu singen, legte er Kutte sowie Maske ab und animierte begrüßend das Publikum zum Klatschen. HELDMASCHINE startete mit dem Song „Flächenbrand“. Auch bei den Bandmusikern fielen die Kutten. Ein beliebter Song nach dem anderen wurde gespielt. René gab zum Beispiel das rollende ‚R’ zum Besten. Schlagzeuger Dirk animierte von hinten, oft sogar auf den Drums stehend und die Gitarristen sowie der Bassist tanzten rhythmisch an den Bühnenseiten und umkreisten sich hüpfend. Bei dem Song „Auf allen Vieren“ kamen die Fans von HELDMASCHINE nicht ohne Armwedeln und klatschen davon. Die Songinhalte wurden liebevoll und anschaulich in Szene gesetzt. Es wurden Geldscheine (leider keine echten) ins Publikum geworfen und Kanister kamen zum Einsatz. Ständig waren alle Bandmitglieder in Aktion. Die Freude ihres Auftritts riss die Festivalbesucher mit und die meisten werden das Ende des Auftritts sehr bedauert haben.
Wieder wurde der Bühnenbereich zügig ab,- und wieder aufgebaut. Als nächstes hatte ROTERSAND die Gelegenheit, die Musikfans zu begeistern. Das deutsche Musikprojekt, bestehend aus Krischan J.E. (Keyboard) und Rascal Nikov (Gesang) gibt es seit 2002. Mittlerweile waren auf dem Platz bereits aufgestellte Stühle zu sehen. Manch ein Festivalbesucher wirkte zu dieser Zeit erschöpft und durchaus dankbar über die angebotenen Sitzgelegenheiten. Dies änderte sich wieder schlagartig, als ROTERSAND mit ihrem Auftritt begann. Mit Technoklängen und Elektrohymnen wurde das Publikum wieder geweckt. Rascal ließ es sich nicht nehmen durch das Publikum zu schreiten, um sich von dort aus die Perspektive anzuschauen. Er begrüßte, umarmte und animierte gefühlt jeden zweiten Besucher, was super ankam. Während des Songs „Exterminate Annihilate Destroy“ wurden von Musikern und Fans die Fäuste powervoll in die Lüfte gestreckt und sich rhythmisch zu den Elektrobeats bewegt. Die Songs von ROTERSAND wirkten abwechslungsreich, mal technolastig, mal poppig, mal klassisch mit einer eindrucksvollen Gesangstimme. Ihre Fans waren mit Sicherheit begeistert und diejenigen, die die Band noch nicht kannten oder live erlebt hatten, garantiert auch.
In die siebente Runde startete die zweite Neue Deutsche Härte Band des Tages OST+FRONT. Gegründet wurde diese 2008 und vereint Industrial, Metal und Gothic Einflüsse. Inhaltlich und musikalisch erinnert die Band an RAMMSTEIN. Es wurden Songs wie zum Beispiel „Afrika“, „Honka Honka“ und das „Denkelied“ performt. Die Textinhalte und die Bühnenshow wirkten auf mich bizarr, provozierend und trifft nicht meinen persönlichen Geschmack. Während des Songs „Fleisch“, durfte der Keyboarder Eva Edelweiß seine Hosen herunterlassen. Besucher, die ihre Kids dabeihatten und die Band nicht kannten, fanden dies wahrscheinlich weniger amüsant. Später bei dem Song „Bitte schlag mich“ kamen Luftballons zum Einsatz, die zuerst durch die Fans aus einem riesigen Kokon befreit werden mussten. Überall flogen schwarze Luftballons herum. Hoffentlich trugen diese dazu bei, die jüngeren Konzertbesucher von der Show abzulenken. Auch OST+FRONT konnte mit ihrem Auftritt sicher viele ihrer Fans begeistern. Die große Menge der Festivalbesucher vor der Bühne sprach für sich. Wer RAMMSTEIN mag, sollte sich OST+FRONT nicht entgehen lassen.
Als vorletzte Band des Freitags trat NACHTMAHR auf. Die Umbauphase dauerte dieses Mal etwas länger, denn sowohl OST+FRONT, als auch NACHTMAHR hatten gefühlt mehr Equipment dabei, als ihre Vorgänger. NACHTMAHR wurde 2007 gegründet und ist ein Projekt des aus Österreich stammenden Thomas Rainer. Live wurde der Sänger von einem Keyboarder und zwei Tänzerinnen unterstützt. Der Sound wirkte technolastig, antreibend und lud zum Stampfen ein. Die eingesetzten Lichteffekte wirkten wie auch bereits zuvor bei OST+FRONT intensiver und spektakulärer. Was sicherlich auch durch das schwindende Tageslicht verstärkt wurde. Zwischendurch gab es Konfettibomben und bei dem Song „Feuer frei“ kamen Wassergewehre zum Einsatz. Die feiernden Fans freuten sich bestimmt über die kleine Erfrischung. Super schien auch das Cover „I Hate Berlin“ von Second Decay anzukommen. NACHTMAHR legten einen kraftvollen, dynamischen Auftritt hin und pflegten einen intensiven Kontakt zum Publikum. Für die meisten Besucher war der Auftritt von NACHTMAHR wahrscheinlich bereits der Höhepunkt des Abends.
Headliner des ersten Festivaltages war die schwedische Band S.P.O.C.K (Star Pilotes On Channel K), die ihre musikalischen Anfänge bereits in den achtziger Jahren hatte. Ihre Songs drehen sich um Science-Fiction und das Star-Trek-Universum. Passend zum Motto der Band und wie bestellt, war in dieser Nacht Vollmond. Erschreckenderweise und in meinen Augen nicht nachvollziehbar, hatten sich während der letzten Umbauphase die meisten Festivalbesucher auf den Heimweg begeben. Als S.P.O.C.K ihre Show begann, waren nur noch wenige, jedoch dafür sehr begeisterte und dankbare Fans vor Ort.
Android (Gesang), Val Solo (Keybord) und Yo-Haan (Keyboard) spielten, als ob tausende Menschen im Publikum gewesen wären und diese hätten sie auch verdient. Energiegeladen, im weißen Anzug und amüsanten Tanzmoves fegte Android über die Bühne. Spektakulär im Hintergrund war die Leinwand mit den wunderschönen Universum Bildern und Videoeinspielungen. Durch die speziell eingesetzten Lichteffekte wirkten die Bandmitglieder tatsächlich wie Wesen aus einer anderen Dimension. Die Keyboarder unterstützten ihren Frontmann mit ihrem mitreißenden Synthie-Klängen und mit ihren harmonisch klingenden Backing Vocals. Mich begeisterte vor allem die Version von dem bekannten Song „Alien Attack“ der anfangs mit einem langsamen, einlullenden, sanften Gesang anfing und im Verlauf zum bekannten poppigen Sound wechselte. Ebenso begeisterte der Abschlusssong „Never Trust a Klingon“, der bereits 1993 veröffentlicht wurde und den man immer noch gern hört. Auf die Dusche zwischendurch, aus der Wasserkanone, abgefeuert durch Android hätte ich allerdings verzichten können. S.P.O.C.K beendete den ersten Festivaltag mit einer perfekt anmutenden Show und entließ die verbliebenen äußerst zufriedenen Gäste in die Vollmondnacht.
Als der erste Act DAVOS, eine Wiener Band, den zweiten Festivaltag eröffnete, war der Besucherstrom noch sehr gering. Hatten die Festivalbesucher alle verschlafen, den Weg nicht gefunden oder Sorge vor dem angekündigten Gewitter? Das weiß wahrscheinlich allein das Hundsmarterweibl. Für mich ging es direkt vor die Bühne, um dem Auftritt von DAVOS zuzuschauen. Das Intro startete, jedoch wirkte Sänger Eric Nelson unruhig und unzufrieden. Scheinbar gab es technische Probleme und Korrekturen mussten vorgenommen werden. Gitarrist Bafl Steiner spielte unbeeindruckt wirkend sein Gitarrensolo und nahm schon einmal Blickkontakt zum Publikum auf. Vielleicht war dies jedoch auch erst einmal der Soundcheck. Der Frontmann nahm die anfänglichen Schwierigkeiten mit Humor und als der Mikrofonständer immer wieder zusammen rutschen wollte, teilte er mit, dass er sonst immer stehen bliebe. Wir schieben die Missgeschicke einfach dem Hundsmarterweibl zu.
Musikalisch klangen DAVOS melodisch, poppig, und tanzbar. Die Stimme von Eric hörte sich sehr angenehm an. Den Interaktionen zwischen Frontmann und Gitarristen zusehen machte Spaß und zeugte von einem eingespielten Team. Unterstützt wurden die beiden durch den Keyboarder Thomas Borchert, dem man seine fünfeinhalb Jahre Bühnenabstinenz nicht anmerkte. Das Bandmitglied Michael Ruin von DAVOS, sonst am Keyboard, war unerwartet im März verstorben. Ein Herzliches Beileid an die Band, Familie und Freunde.
Der letzte Song von DAVOS war gleichzeitig der Erste von THE BRUTE:. Nahtlos ging der eine Auftritt in den nächsten über. THE BRUTE: ist ein Projekt von Daniel Gierke, der ebenso als Moderator und Veranstalter durch das ‚Reborn‘ Festival führte. 2021 wurde sein Album ‚One‘ veröffentlicht und erreichte direkt den 1. Platz in den Deutschen Alternative Charts. Sein Auftritt beim ‚Reborn‘ Festival war eine Premiere, da Daniel das erste Mal, nach über 20 Jahren wieder live zu hören war. Zur Sicherheit hatte der Frontmann einen professionellen Texthalter (DJ Reaktor-4) dabei, der wohl den härtesten Part während des Auftritts hatte. Ausdauernd und standhaft begleitete er den Sänger. Auch Keyboarder Thomas begleitete die Band sowie Gitarristin Holly. Sound und Gesang erinnerten an DEPECHE MODE. Die Songs wirkten eingängig, melodisch und luden zum Tanzen ein. Mir persönlich gefiel am besten der Song „Lonesome Hero“. Leider war zu diesem Zeitpunkt die Anzahl der Gäste nicht erheblich gestiegen. Wer THE BRUTE: verpasst hat oder noch nicht kannte, sollte sich diese unbedingt anhören oder bei der nächsten Gelegenheit anschauen.
Es folgte der Auftritt der 2012 gegründeten Synthie-Pop-Band BEYOND OBSESSION. Leider besteht die Band nur noch aus Nils Upahl (Gesang) und Marco Bartz (Keyboard). Das Gründungsmitglied Andrè Wylar verließ leider 2022 auf eigenen Wunsch BEYOND OBSESSION. Ihre Songs sind geprägt von harmonischen Melodien, stimmungsvollen Balladen und sticht durch Nils Martin Gore-ähnlichen Gesang hervor. Zum Auftrittszeitpunkt waren mittlerweile etwas mehr Festivalbesucher eingetroffen. Aufgrund des nahenden Gewitters und dem Einsetzen des Regens, suchten diese jedoch hauptsächlich Schutz bei den Essens- und Getränkewägen. Dadurch blieb viel Platz vor der Bühne und einer in der ersten Reihe war nicht schwer zu finden. Ich selbst mag die Songs der Band sehr und so strotzte ich mit Regencape dem Wetter.
Als der Auftritt startete, versuchte Nils die weiter entfernten Besucher zu aktivieren, bühnennah zu kommen. Seine Worte: „… wenn ihr nass und feucht werden wollt, müsst ihr zu uns vorkommen.“ Die meisten Festivalbesucher kamen allerdings erst, als der Regen nachließ. Am meisten schienen die bekannteren Songs, wie zum Beispiel „Lie After Lie“, „Weight Of Worlds“ und das vom Publikum gewünschte „Tokio Underground“, zu begeistern. Die dem Regen strotzenden Fans tanzten und sangen textsicher mit. Nils verriet, dass „I Can’t Tell“ sein eigener Lieblingssong sei. Während er diesen sang, lief er auf seinen Keyboarder zu und zwickte diesen verschmitzt in den Hintern. Dies erinnerte mich an einen Sänger vom Freitag, der auch zwickend unterwegs war. Am Ende des Auftritts kündigte Nils ihre weiteren Auftritte zusammen mit PROJECT PITCHFORK an und versprach dem Publikum, dass sie immer für dieses da wären.
Vierter Act des 2. Festivaltages waren WIEGAND. Das Synth-Pop- und Darkwave Projekt existiert seit etwa 13 Jahren. Die Songs und die Stimme stammen von Helge Wiegand, welcher auch bei T.O.Y. und Diorama aktiv ist. Mit Keyboard und eigenen Gesangspassagen wird er von Jens Domgörgen unterstützt. Jens ist auch bekannt als Moderator bei vielen bekannten anderen Festivals. WIEGAND-Songs stehen für Ohrwurmgarantie, sind mal melancholisch, mal poppig und absolut Tanzbar. Genau dies spiegelte ihr Auftritt beim ‚Reborn‘ wider. Professionelle Gelassenheit, harmonisch untereinander abgestimmter Gesang und liebevolle Interaktion untereinander, sowie mit dem Publikum, machten das Konzerterlebnis perfekt. Vor allem der Song „Connected“ wird vielen, wie auch mir, angenehm nachhallen. Auch der Song „Down The Memory Lane“ ist einer meiner persönlichen Highlights. Bevor Wiegand die Bühne verließen, machten sie auf ihren Merch-Stand, der vom Variation-In-Merch-Team betrieben wurde, aufmerksam und boten an, mit ihnen dort ein gemeinsames Bier zu trinken.
Nach WIEGAND folgte die 2001 gegründete Band BATTLE SCREAM aus Dresden. Energiegeladen und mit Power kamen Alex (Gesang), Simon (Keyboard), Rene und Tino (Gitarren) auf die Bühne und rockten das Erzgebirge. Sie präsentierten ihre englisch- und deutschsprachigen Songs. Ihr Sound ist eine Mischung aus Elektro, Metal und Gothic. Auch der Frontmann blieb von dem heutigen „Ständerfluch“ nicht verschont und stellte fest, dass dieser schief und später auch noch nass wurde. Gerockt wurden Songs wie „Fesseln der Zeit“ oder „Paranoid“. Die Bandmitglieder waren während der gesamten Auftrittszeit in Bewegung, agierten untereinander und mit dem Publikum. Alex forderte immer wieder zum Mitsingen ihrer Songs auf, worauf sich das Publikum gern einließ. Zur Freude der Fans kündigte Alex ein neues Album an, welches im September erscheinen soll.
Genauso kraft- und powervoll wie ihre Vorgänger übernahm die 1989 entstandene Band TYSKE LUDDER gegen 20.00 Uhr die Bühne. Die Band besteht aus Claus Albers (Gesang), Olaf A. Reimers (Keyboard) und Sven Vahrson (Keyboard). Drummer Jay Taylor konnte zum Bedauern vieler Fans nicht dabei sein. TYSKE LUDDER machen Old School EBM und haben Industrial sowie Techno Sound Elemente in ihren Songs. Sie selbst würden sich wohl als Zucker-Grufti-EBM bezeichnen (hieß es aus Fachkreisen). Immer wieder zwischendurch im Nebel verschwindend, heizte der Frontmann das Publikum ein. Die Musiker und die Fans streckten wiederholend ihre Fäuste in die Luft und sprangen im Takt. Die Song-Präsentationen stammten aus den verschiedensten Alben. Songs wie „Monotonie“ oder „Ungewiss“ standen auf der Setlist. Auch die Live-Performance ihrer jüngsten Single „Warriors Of The World“ war darunter. Beim Auftritt von TYSKE LUDDER kamen alle Beteiligten ordentlich ins Schwitzen und wünschten sich wahrscheinlich den Regen zur Abkühlung zurück.
Pünktlich zum Sonnenuntergang hatten AGONOIZE ihre Stage-Zeit. Dieses Mal sollte die Bühne sauber bleiben und AGONOIZE ohne ihre sonstige Blutshow auftreten. So mancher Fan wird dies bedauert und vermisst haben. Aus der Sicht des Veranstalters allerdings nachvollziehbar, da im Anschluss noch zwei weitere Bands auf die Bühne wollten. Doch zurück zum Auftritt. Sänger Chris kam wie ein Abbild von Abaddon auf die Bühne. Gehörnt, schwarz gekleidet, mit weißen Flügeln und schwingender Sense startete die seit 2002 bestehende Band mit dem Song „Weltenschmerz“. Im Auftrittsverlauf fielen die Flügel, später die Weste und auch das langärmelige Hemd. AGONOIZE präsentierten Songs, wie zum Beispiel „Staatsfeind‘‘, quer durch ihre Bandgeschichte.
Eher im Hintergrund befand sich Keyboarder Sams, der zum Sound passend auf und ab sprang sowie seine lange Mähne schüttelte. Während Chris über die Blutgruppe von Jesus sang, begab er sich in den Bühnengraben, näher zum Publikum. Dabei verlor er kurzzeitig den Faden, fand diesen jedoch schnell wieder, als er einen Fan fragte, ob er dies „jut“ fände. Der Weg zurück auf die Bühne war durch die Höhe etwas erschwert. Nach dem zweiten Anlauf schaffte es der Frontmann dann doch mit elegantem Schwung. Die Stimmung im Publikum wirkte aufgeheizt. Die Fans brüllten textsicher verschiedene Passagen mit und durften während der Präsentation des Songs „SubMissioNary“ eine überdimensionale Flasche mit der Aufschrift „Corona extra“ über ihren Köpfen hin und her befördern. Zusätzlich wäre zu erwähnen, dass auch bei AGONOIZE unser Hundsmarterweibl vermutlich zuschlug. Sie schien den Mikrofonständer dieses Mal zu schwer für den Frontmann verhext zu haben, sodass dieser sich einen leichteren wünschen musste.
Während des nächsten Umbaus kam es zu erheblicheren technischen Schwierigkeiten, aufgrund verschütteter Flüssigkeiten. Zunächst schien unklar zu sein, ob die beiden letzten Bands noch auftreten könnten. Dank der genialen und emsigen des ‚Reborn‘– Crew konnte alles wieder ins Reine gebracht werden und das Festival konnte wie geplant fortgeführt werden.
Die vorletzte Band des zweiten Festival-Tages ist ein österreichisches Duo, gegründet 1996. L’ÂME IMORTELLE sind Sonja Kraushofer (Gesang) und Thomas Rainer (Keyboard & Gesang). Thomas spielte bereits am 1. Festivaltag mit seinem Projekt NACHTMAHR. Wie schon am Tag zuvor bei NACHTMAHR, schien L’ÂME IMORTELLE der heutige Publikumsmagnet zu sein und die meisten Festivalgänger vor den Bühnenbereich zu locken. Vereinzelt sah man zwischen den Reihen Zuschauer, die das Geschehen gemütlich sitzend, auf den reichlich verfügbaren Klappstühlen verfolgten. Der Auftritt von L’ÂME IMORTELLE wurde durch mystische Lichteffekte begleitet. Der Drummer ließ seine Sticks unermüdlich durch die Luft und auf sein Schlagzeug wirbeln. Begleitet von elektronischen, gepaart mit klassischen Komponenten geprägten Sound sangen sich Sonja und Thomas mit ihren melancholischen Texten in die Herzen des Publikums. Jeder Song ist wie eine kleine Geschichte für sich und klang mal verführerisch, mal ermutigend, verträumt oder schwermütig. Auch dieser Auftritt von L’ÂME IMORTELLE wird vielen ‚Reborn‘-Besuchern lange im Gedächtnis bleiben.
In die letzte Runde ging es mit IN STRICT CONFIDENCE. Kopf des Projektes ist Dennis Obermann. Gestartet wurde mit einem symphonischen Intro, übergehend in den Song „My Despair“. Zum Song lief im Hintergrund das dazugehörige Video. Feiner Synth- und Future Pop, zusammen mit der eindrucksvollen, kratzigen Stimme des Frontmannes, hallte durch die Nacht.
Zu diesem Zeitpunkt leider müde und erschöpft entschied ich mich mit meinen Begleitern, vorzeitig dass Event zu verlassen. Obwohl sie es sicher verdient hätten, kann ich aus diesem Grund nicht allzu genau auf das Konzertgeschehen von IN STRICT CONFIDENCE und das Finale des überaus ereignisreichen und großartig auf die Beine gestellten Festivals eingehen. Die nächste Gelegenheit die Band live zu erleben, wäre der 11.Oktober 2024 im Kulttempel in Oberhausen mit SUICIDE COMMANDO.
Wie ein Phönix aus der Asche hat sich das ‚Reborn‘ Festival erhoben. Eine wunderbare Wiedergeburt eines vorerst gescheitert geglaubten Festivals. Jede Band war sehens- und hörenswert. Die Crew des ‚Reborn‘ hat erstaunliches geschaffen und geleistet. Sie verdient allerhöchsten Respekt. Erwähnenswert sind außerdem die Spenden. 1 Euro pro Ticket ging an die deutsche Kinderkrebsstiftung und das Flaschenpfand, der am Einlass gesammelt wurde, kam der Tiertafel Erzgebirge zugute. Auf dass das ‚Reborn‘ Unsterblichkeit erlangt!
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Written by: Lucy-Sophie Heffner
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