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„#Neon“ sang eine der größten Gothic- Kapellen ever vor ein paar Jahren…
Ja ja, ich sehe euch schon laut lachend über eure Fußböden rollen, aber dafür habe ich eure Aufmerksamkeit und bin sofort im Thema.
Denn diese leuchtende Farbvariation wird sich wie ein signalorgangener Faden durch diesen Artikel ziehen.
Schließlich legt die Band NEON SPACE MEN mit ‚Neon On My Naked Skin‚ ihr Debütalbum vor…
Wir haben hier und hier bereits über ein paar Pre- Out- Singles gesprochen und dabei die lange Geschichte der jungen Band bereits angerissen.
Das ist gar nicht so wahnsinnig viel Aufmerksamkeit für dieses eigentlich beachtenswerte Projekt.
Aber klar, ihr wollt es doch eigentlich kantig, roh, düster und gern auch böse. All das sind die NEON SPACE MEN, kurz NSM, tatsächlich eher nicht.
Dennoch gibt es da diese besonderen Verknüpfungen, die es Wert sind, sich das Ganze mal näher anzusehen und besser noch anzuhören.
Fassen wir ganz grob die mal die Achtziger zusammen:
Wir waren mitten im kalten Krieg mit Pershing 2 und SS20 als Drohkulissen, einer Wirtschaft im Umbruch mit viel Perspektivlosigkeit bei gleichzeitigem leichten Anstieg der Lebensqualität. Punk war scheintot, dominierte aber die alternative Rockmusik in Deutschland weiterhin. Die konservative Variante dessen, auch bekannt als Street Punk bzw. Oi, starb spätestens nach den bösen Vorfällen bei einem Londoner Konzert der Band THE 4-SKINS und der Vereinnahmung der Skinhead- Szene durch den britischen Right Wing. Der Rock machte unbeirrt weiter, weshalb er den Beinahmen Classic Rock erhielt, SKA und ähnliche Stile bezogen kleine Nischen…
Doch bei all dem kristallisierten sich auch Post Punk, New Wave, Dark Wave, Cold Cave, New Romantics und Co heraus, die damit den Grundstein für die dunkle Szene legten. Aufgrund der technischen Möglichkeiten wurde der Pop immer elektronischer, was SynthPop, Italo Dance, Disco- Sounds, EBM und andere Proto- Techno- Stilistiken hervor brachte.
Bei all dem waren immer besondere Kompositionen und Arrangements erfolgreich. Das war es, was in Kombination mit den immer neuen Sounds den Erfolg von Acts wie DEPECHE MODE, ERASURE, DAVID BOWIE, ALPHAVILLE, PET SHOP BOYS, NEW ORDER und vielen weiteren mehr begründete.
Die NEON SPACE MEN nehmen sich dieser Entwicklung an. Sie sehen ihre Musik als das letzte Kapitel der 80s.
Und dieses ist ganz offenbar noch nicht zu Ende geschrieben, sondern beginnt praktisch erst mit ‚Neon On My Naked Skin‚.
Sie haben keinen düsteren Endzeit- Punk a la CHAOS Z/ FLIEHENDE STÜRME zum Vorbild, auch wollen sie keine weitere Kopie des EBM mit minimalistischer 1- Akkord Baseline in DAF- Stile sein.
Nein, der flockig bunte Schulterpolster- Synthpop Sound ist es, den das Trio weiter spinnt. Wer hier direkt als Horror- Szenario die Erben von BOHLENs MODERN TALKING vor Augen hat, sollte sich beruhigen, denn dahin driftet das Trio ganz sicher nicht.
Eher orientiert man sich an den kompositorischen Kniffen, die besonders Bands wie QUEEN, DAVID BOWIE, aber auch ERASURE und ULTRAVOX geprägt haben.
Die Produktion ist hoch modern, aber natürlich kommen hier bekannte Sounds, wie beispielsweise der berühmte Yamaha DX-7 zum Einsatz, aber altbacken klingt das dennoch nicht.
Vielmehr geht es um das durchbrechen des heute üblichen „4 Zeilen Strophe/ Bridge/ Refrain/ 4 Zeilen Strophe/ Bridge Refrain“- Musters.
Die Refrains scheinen manchmal unsingbar kompliziert, schlagen Haken und Bögen, der Flow der Songs ist ein ganz anderer und trotz teils anspruchsvoller Texte ist das übertragene Gefühl immer ein sehr angenehmes und positives.
In dieser konsequenten Umsetzung gibt es auch nicht viel Konkurrenz auf dem Markt. Zu erwähnen wären da sicherlich SHELTER und FORM (beide mit der Ausnahmeerscheinung MARK R. BEBB), die die selben Stilistiken nutzen, aber ganz anders musikalisch umsetzen. Bands wie THE MIDNIGHT, MENTAL EXILE, NUOVO TESTAMENTO, BEYOND OBSESSION und KNIGHT$ wiederum sind da wieder spezieller in noch kleineren Nischen unterwegs.
Wenn man heute nun OMD als Headliner auf einem großen Düster- Festival feiern kann, hat auch eine Band wie die NSM ihre Daseinsberechtigung in der Szene.
Nun also steht nach einer langen Folge an Pre- Outs das erste Album der NSM in den Startlöchern. Mitte Februar wird uns dieses Gesamtwerk namens ‚Neon On My Naked Skin‚ in diversen Formaten um die Ohren fliegen, versprochen.
Wir wollen es euch gar nicht bis ins letzte Detail spoilern, zumal bereits etliche der Songs bereits als Singles im Umlauf sind – an der Stelle empfehlen wir euch die selbständige Recherche bei Bandcamp, Spotifi und Youtube, damit ihr auch über all die wundervollen Maxi- Versionen (that´s real 80s; Anm. der Redaktion) und die bemerkenswerten Remixes stolpert.
Einer unserer Favoriten ist aber tatsächlich der Opener „Ordinary Day“, der bereits das ganze kompositorische und technische Potential des Trios offenbart. Das ist ganz großes Kino in Sachen Songwriting!
Damit beginnt eine (Zeit-)Reise mit herzerweichenden Balladen, High Energy- Disco- Tunes und massiven Sound-Monstern, die früher garantiert den Mainstream überrollt hätten. Heute ist auch das alles nur eine Nische, euren Kommerz– Rufen zum Trotz!
Auch lyrisch wird uns manch sehr interessanter Inhalt geboten, es lohnt also auch die Beschäftigung mit den Texten.
Das Ende ist allerdings ein furchtbares Relikt dieses besonderen Jahrzehnts: „Frozen To The Core (Travelling)“ gibt noch einmal Vollgas und wirkt durch die plötzliche Stille danach wie die schlimmsten Cliffhanger aus 80er Jahre- Hollywood- Blockbustern.
Wobei dies nicht für Käufer der CD- Variante gilt, denn diese enthält noch satt Bonusmaterial in Form alter Demos aus den 90ern, puristischen Versionen und der aktuellsten Single- Collab.
Die 1980er sind noch lange nicht vorbei! Zieht euch euren pastellfarbenen- Leinenanzug mit Schulterpolstern an, legt diese Platte auf und macht danach Binch- Watching mit „Miami Vice“ – eine bessere Zeitmaschine werdet ihr kaum finden!
Klare Empfehlung für alle, die zwar nicht Rückwärtsgewand, aber doch Anhänger der guten Musik früherer Tage sind.
Ganz großer Pop!
Act NEON SPACE MEN
Release Neon On My Naked Skin (Album)
Release Date 16.02.2024
Label NSM Records
Medien CD, Vinyl, Download, Stream
Quellen Bandcamp, die klassischen Streaminganbieter
Wie bereits erwähnt, bekommt ihr das Original Album auf einer limitierten bunten Vinyl, auf der ebenfalls limitierten CD bekommt ihr noch satte 8 Bonus- Tracks dazu, von denen 2 bereits mit den diversen digitalen Single- Releases auf Bandcamp separat erhältlich sind und einer aktuell als eigenständiger Single- Release auf Bandcamp zu finden ist. Viel mehr geht tatsächlich kaum noch, also genügend Gründe, sich mit allen physischen Releases einzudecken!
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Written by: Yvonne Uhlmann
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