Radio Schwarze Welle Radio Schwarze Welle
Am 26. August 2022 veröffentlichten Lena und Maria ihr Album ‘Nothing But A Dream’. Anlässlich des zweiten Langspielers, haben wir von RSW natürlich einmal genauer hingehört. In dem folgenden Interview erzählen uns die Newcomer-Zwillinge TWINS IN FEAR gemeinsam von ihren Träumen, Ängsten und Zukunftsplänen.
Prinzessin Prisma: Bevor ihr 2019 TWINS IN FEAR ins Leben gerufen habt, konntet ihr bereits einige Erfahrungen als Backgroundsängerinnen und Tänzerinnen sammeln. Wie lange keimte der Wunsch in euch, nun eure eigenen Ideen und Träume in die Tat umzusetzen? Gab es einen Schlüsselmoment, der den Gedanken hervorrief: Jetzt oder nie?
TWINS IN FEAR: Nein, es gab keinen Schlüsselmoment. Es war eigentlich immer schon klar, dass alles so kommt, wie es kommen sollte. Manchmal geschehen schöne Dinge, die einfach passieren müssen und in dem Moment, wo sie konkret passieren, da wundert man sich nicht einmal darüber, sondern nimmt das so hin wie eine göttliche Fügung. Uns kommt es so vor, als hätte es TWiNS iN FEAR auf irgendeine verborgene Weise schon immer gegeben, denn irgendein Zauber wohnt dem ganzen inne. Vielleicht ist so etwas unbeschreibliches die Seele dieses Musikprojektes.
Prinzessin Prisma: Eure Aussage “Angst reizt uns” regt manch einen zum Nachdenken an, denn das Thema ‘Angst’ prägt die Menschheit seit jeher und wird immerzu für genügend Stoff sorgen. Gerade in der heutigen Zeit bereiten Krieg, Pandemie und Klimawandel den Menschen Sorgen, Verlust,- und Existenzängste. Wieviel politische Frechheit verbirgt sich in euren Texten?
TWINS IN FEAR: Nicht so viel, denn wir sind nicht frech, zumindest nicht absichtlich, aber wenn doch, dann möchten wir uns dafür entschuldigen. Angst hilft uns, die Gefahren zu erkennen, die auf uns zukommen, seien sie persönlich privat oder die Welt und alle Menschen betreffend. Wir haben keine Lösungen, denn wir sind nicht in der Lage, die Probleme der Welt zu beheben, aber wir formulieren unsere Ängste und können dadurch nicht nur unser Bewusstsein, sondern vielleicht auch das Bewusstsein anderer Menschen erweitern und das bewirkt vielleicht etwas Gutes. Angst hat Zukunft.
Prinzessin Prisma: Realität und Fiktion verschmelzen gern in euren Texten. Nicht allein der Track “Realität verloren” vermittelt den Eindruck, dass ihr oftmals von persönlichen Erfahrungen inspiriert werdet. Wie intensiv durchlebt ihr Situationen und Gefühle, bevor eure Emotionen ihre musikalische Umsetzung finden?
TWINS IN FEAR: Wir sind sehr gern im Land der Fantasie unterwegs und tauchen in die Welt der Gefühle ein. Da ist es schöner als in der Realität. Viel schöner. Es zieht uns immer häufiger dahin und irgendwann bleiben wir vielleicht endlich für immer dort.
Prinzessin Prisma: ‘Nothing But A Dream’ ist euer zweites Studioalbum und kommt noch schriller und bizarrer daher, als das 2020er Debüt ‘Unification’. Pandemiebedingt war an Live-Performance nicht zu denken. Wie habt ihr die letzten beiden Jahre nutzen können, um euch persönlich und musikalisch weiterzuentwickeln, ohne in den Strudel der Lethargie zu geraten? Hat die Arbeit am neuen Album euch dabei geholfen?
TWINS IN FEAR: Wir würden es nicht Arbeit nennen, denn das war eine unglaublich sinnliche Zeit, in der unsere Ideen immer mehr Gestalt annehmen konnten bis wir nicht nur in unseren Köpfen, sondern auch aus den Boxen unsere Emotionen in Form von Musik wahrnehmen konnten. Und vor allem mit anderen Menschen teilen konnten! Alles sind Erfahrungen, die irgendwohin weiterbringen. Ein bisschen Lethargie als Unterbrechung ist aber auch ganz schön; Freiräume zu haben, um einfach nur träumen zu können, bevor die Reise weitergeht.
Prinzessin Prisma: Eure Musik ist nicht schubladengenormt und sorgt dadurch für frischen Wind in der schwarzen Szene. Auch, wenn ihr verschiedene Genres ineinander verschmelzen lasst, kategorisiert “Düster-Electro-Pop“ euren Stil möglicherweise recht treffend. Woran orientiert ihr euch, bzw. welche Künstler inspirieren euch? Und andersherum- Welches Genre wird keinesfalls Berücksichtigung finden können und in eure Musik einfließen?
TWINS IN FEAR: Es ist schön, dass viele Bands in der schwarzen Szene vor sehr vielen Jahren schon genau ihren Stil gefunden haben, der so fantastisch kickt, dass sie genau dem immer treu bleiben können und man auf Festivals immer wieder genau das hören kann. Bei uns ist leider das Problem, dass wir noch so jung sind und deswegen auch neuere Einflüsse mit zu verarbeiten haben, die wir nun einmal nicht aus dem Kopf bekommen. Unter anderem sind das total verschiedene Künstler wie Poppy, IC3peak oder sogar Melanie Martínez oder sogar auch schon mal Ariana Grande. Aus all dem und noch viel mehr entsteht dann unsere musikalische Sprache. Ausschließen möchten wir gar nichts. Musik ist eine Sprache, die uns manchmal anmacht. Was uns nicht anmacht, ist eine Sprache, die wir nicht oder noch nicht verstehen.
Prinzessin Prisma: Aufgrund des äußeren Erscheinungsbilds wirkt ihr beiden eher zart, grazil und oftmals auch leicht gruselig… Eure Musik steckt voller Power und Horror-Dynamik, kombiniert mit außerordentlicher Sanftheit und einer Portion Sexappeal… Wie bewusst spielt ihr mit eurer Weiblichkeit und der Energie, die in euch steckt?
TWINS IN FEAR: Du findest uns gruselig? Das ist aber schade, wir tun doch niemanden etwas. Wir möchten immer freundlich sein, denn freundlich gegenüber allen Menschen zu sein, ist sehr gut für unsere Welt. Es freut uns aber, dass wir als sanft wahrgenommen werden, denn das wollen wir gerne sein. Ja, und es stimmt, wir sind weiblich und fühlen uns damit wohl. Aber dafür können wir nichts und wir wissen letztendlich gar nicht genau, was es eigentlich bedeutet, damit zu spielen. Wobei “spielen” bestimmt etwas sehr reizvolles sein kann; es klingt zumindest interessant.
Prinzessin Prisma: Klar, dass eure gefühlige Frauenpower auch auf die Bühne gehört. Nachdem ihr das FEMALE ELECTRO BIZARRE leider absagen musstet, war der Auftritt auf dem STELLA NOMINE FESTIVAL sicherlich ein wundervolles Erlebnis. Wie groß waren Vorfreude und Nervosität vor eurem Auftritt?
TWINS IN FEAR: Wir haben uns total darauf gefreut, endlich auf die Bühne zu gehen. Beim Stella Nomine Festival war alles super organisiert, aber trotzdem ging alles sehr schnell und plötzlich standen wir auf der Bühne vor vielen sympathischen Menschen. Der Auftritt hat uns extrem Spaß gebracht, es war unfassbar. Wir können es gar nicht bis zu unserem nächsten Konzert abwarten, das macht süchtig. Und wir sind gerade dabei, in diese Sucht abzurutschen.
Prinzessin Prisma: Auf ‘Nothing But A Dream’ geht es um Träume, Wünsche und Visionen. Düsternis, als auch hoffnungsgebende Kampfansagen wechseln sich ab und die aufmerksame Hörerschaft gewinnt einen Einblick in eure Persönlichkeit. Sowohl persönlich, als auch musikalisch- welche Ziele habt ihr euch gesteckt und welche Träume möchtet ihr unbedingt in Erfüllung sehen?
TWINS IN FEAR: Wir lassen uns eigentlich ziellos treiben und freuen uns auf alles, was passiert. Wir wollen und können nichts erzwingen, sondern hoffen einfach, dass alles gut werden wird. Musikalisch haben wir nie einen konkreten Plan für weiteres Vorgehen und eine Strategie oder etwas derartiges ist uns völlig fremd und sogar etwas befremdlich. Wir machen einfach, was wir aus uns heraus machen müssen.
Prinzessin Prisma: Ukrainisch-Schweizerischer Herkunft, habt ihr euch wahlweise in Hamburg niedergelassen. Auch habt ihr euch dazu entschieden, die Texte vom neuen Album größtenteils auf Deutsch zu verfassen, obwohl ihr mindestens trilingual unterwegs seid. Was reizt euch an Deutschland und besonders an der norddeutschen Hansestadt am meisten?
TWINS IN FEAR: Wir sind nur manchmal in Hamburg, ansonsten sind wir nämlich woanders. Das Wetter ist in Hamburg sehr gut, denn wir mögen Nieselregen ganz gern. Und die Menschen in Hamburg sind sehr angenehm, weil sie immer ausgesprochen distanziert sind. Man wird da viel seltener angequatscht und viel mehr in Ruhe gelassen. Hamburg bietet als Stadt alles, was man nur will und kann dort trotzdem sehr gut allein sein.
Prinzessin Prisma: Schwarzbunt, schrill und bizarr wird es mit den TWINS IN FEAR mit Sicherheit auch zukünftig weitergehen. Welche Pläne habt ihr für die nächsten zwei Jahre geschmiedet? Wird es eine Tour geben, einzelne Konzerte oder zieht es euch wieder zurück ins Studio?
TWINS IN FEAR: Ins Tonstudio gehen wir leider erst 2023 wieder, aber es wird viele einzelne Konzerte geben, da ist gerade enorm etwas in Vorbereitung. Wir freuen uns, dass wir wohl in allen Teilen Deutschlands auftreten werden und viele Menschen erreichen können. Wir freuen uns auf jeden einzelnen.
Wir sind gespannt, wo es Lena und Marie noch hintreiben wird und wünschen den beiden zahlreiche, zauberhafte und emotionale Konzerte. Bis es soweit ist, könnt euch natürlich mit ‘Nothing But A Dream’ die Zeit versüßen und euch ganz den dystopischen Traumwelten der TWINS IN FEAR hingeben.
Übrigens: Über das Album haben wir bereits >>hier<< berichtetet. Schaut gern rein.
Geschrieben von: Prinzessin Prisma
Nothing but a dream Twins in fear