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Herrliches Wetter sorgte am 08. März für entspannte Gemüter, die sich am Abend im Druckluft Oberhausen versammelten, um die dritte und somit auch die letzte Auflage des DARK MOOD POP FESTIVAL zu genießen. Kurz nach 20 Uhr begrüßte SEA OF SIN Frontmann Frank Zwicker die angereisten Besucher in der Halle des Druckluft Oberhausen und kündigte den ersten Act des Abends an.
Klaus Gratzel eröffnete den atmosphärischen Konzertabend. Mit seinem Projekt ROTOSKOP überzeugte der kreative und „visuell denkende“ Künstler auf Anhieb und brachte das Publikum flott auf Betriebstemperatur. Zuckende Füße und in Schwingung versetzte Leiber begleiteten die Performance Gratzels, der die Empfindung der Leiblichkeit, gemeint ist hier das Zusammenspiel von Körper und Bewusstsein (Anm. d. Red.), nahezu provozierte.
Ich möchte ganz kurz für gute Stimmung sorgen.
Bevor mit „Hey You“ der vierte Song angespielt werden konnte, musste also zunächst einmal die Gitarre modifiziert werden. Der kleine Scherz am Rand sickerte hier und da auf Umwegen durch die Zuschauerreihen und sorgte daher fast doppelt für Amüsement…
1978 setzten THE HUMAN LEAGUE mit „Being Boiled“ einen Meilenstein und erschufen einen sanften Übergang der Punk-Ära in das Zeitalter des New Wave. Der Song sollte also zur Allgemeinbildung jeder dunklen Seele gehören und natürlich wurde das „erfrischende“ Cover von den Anwesenden sofort erkannt, wertgeschätzt und zelebriert. ROTOSKOP lieferte ab.
Dankbar genoss der Essener sein Publikum, mit dem er – ganz ohne Handyfilmerei – im Hier und Jetzt verweilen durfte. Keine Selbstverständlichkeit in der heutigen Zeit. Doch wer an jenem Abend zugegen war, verzichtete wohl ganz bewusst darauf, den Mitmenschen, mittels erleuchteten Displays, die Sicht auf die Bühne zu nehmen. Musik und Künstler standen an diesem Samstag im Vordergrund. Wer Fotos von und mit den Bands machen wollte, hatte übrigens nach dem Konzert noch genügend Gelegenheit dazu. Jetzt ging es aber zunächst einmal in den „Dark Room“.
Nach einer guten halben Stunde kitzelte ROTOSKOP mit „On Fire“ nun auch die letzte gut verborgene Tanzfreude der schwarzen Seelen hervor, bevor es mit der Ankündigung zu „Back In Time“ deutlich kritischer wurde.
Es gibt komische gesellschaftliche Veränderungen, die mir große Sorgen machen. Jeder Fünfte wählt
AfD, jeder Zweite wählt irgendwas Christliches noch dazu. Finde ich irgendwie ziemlich abfuckend. Das ist meine persönliche Meinung, ich sprech da nur für mich, nicht für andere Musiker. Und ich muss ganz ehrlich sagen, ich find es einfach nur zum Kotzen. Wir bewegen uns zurück in der Zeit…
Nicht verwunderlich, dass Klaus Gratzel mit dieser Meinung nicht allein in der Halle des antifaschistischen Jugend,-und Kulturzentrums stand. 🖤
Nachdem das Kapodaster noch vom selbst betitelten „alten Mann“ aus der Tasche gekramt ward, stimmte dieser den nächsten Song an. Gewidmet all denen, „die etwas mehr vom Sex erwarten, als Blümchen oder Missionar“… So lauerte der Track „Dark Desire“ im Dunklen und entzückte mit schweren, süßlichen Beats, die hier und da direkt ins Blut übergingen.
Nach einigen warmen Worten an den Techniker, den Veranstalter SEA OF SIN und nicht zuletzt dem wunderbaren Publikum, verwies der Solist unter anderem auf den Merch-Stand, der liebevoll betreut wurde.
Wir brauchen eure Unterstützung. Wenn ihr Musik mögt, die nicht dem allgemeinen Strom entsprechen, die nicht dem Mainstream entsprechen, die euch aber so viel gibt, unterstützt diesen Künstler…
… nur so können wir das weiterhin für euch bieten, was wir auch euch bieten wollen…
Dem vermeintlich angedachten letzten Song „You Move Me“ folgte die eingeforderte Zugabe „Buried Down Below“. Anschließend übernahm DJANE BANDIDA das Feld und unterlegte die Umbaupause mit feinster elektronischer Tanzmusik.
Zeit für eine Kietzmische. Keine Werbung, keine Produktplatzierung (Anm. d. Red.).
01. After Midnight
02. Love Peace Honesty
03. Talk & Pray
04. Hey You
05. Being Boiled
06. Today
07. Dark Room
08. On Fire
09. Back in Time
10. Dark Desire
11. You Move Me
https://rotoskopofficial.bandcamp.com/
Zwischen SynthPop und Dark Wave bewegen sich die Jungs von FINAL SELECTION, deren erstes Album ‚AntiHero‘ im Jahr 2003 erschien. Natürlich ist in den letzten 22 Jahren viel passiert. Aus dem Duo formte sich im Laufe der Zeit ein Quintett, bestehend aus Sänger Riccardo Schult-Nowotny, Mario Tews, Juri Köcher, Patrick Dorn an diversen Tasten und Keys und Drummer Falk Schilling.
Die geöffnete Backstage-Tür neben der Bühne wurde mittlerweile geschlossen, nun triggerte die Autorin nicht weiter der Blick auf die hell erleuchtete, weiß geflieste Wand, die Erinnerungen an eine Metzgerei hervorrief. Dennoch passte auch beim zweiten Gig etwas nicht ganz ins Bild. Naja, Korinthen hat die Verfasserin bisher noch nicht hinterrücks hervorgebracht, aber die helle Blue Jeans von Patrick glich schon einem Dorn im Auge der Betrachterin. Oh, ein Wortspiel…
Schwamm drüber, wen interessieren schon Klamotten? Musikalisch gab es jedenfalls nichts „zu kacken“. Also, zurück zum DARK MOOD POP FESTIVAL.
Mit „The River“, vom 2023er Album ‚Siren´s Call‘ ging es auch direkt hinein ins Vergnügen, bevor der Frontman die kleine Schar vor der Bühne begrüßte. Und ja, es hatte was von Wohlfühlatmosphäre. Die Schwere von „Gravity“ trug dazu noch ein wenig bei, während „Daybreak“ einen kleinen Zauber von Nostalgie mitbrachte. Das Stück stammt vom Album ‚Meridian‘ aus dem Jahr 2005. Für Interessierte, und um herauszufinden, ob ihr noch bei der Sache seid: In diesem Jahr wurde der Uhu (Bubo bubo) Vogel des Jahres (NABU/Deutschland). 🖤
Auch Riccardo wies noch einmal darauf hin, wie wichtig es ist, die Bands mit dem Erwerb von Merch zu unterstützen. Der Stand vor Ort sah auch sehr ansprechend aus und bot dem schwarzen Auge, das hier und da vom grellen Lichterspiel erblindete, ein vielfältiges Angebot zu absolut fairen Preisen.
Ich bin der, der einfach nicht weiß, was wir spielen.
So plauderte der Frontmann fröhlich aus dem Nähkästchen und überbrückte die kurze Pause geschickt mit der Geschichte, die der nächste Song bereits vor vielen Jahren beim ‚Battle Of The Bands‘ schrieb. „Salvation“.
Mit „You“ (BOYTRONIC) und „Fade To Grey“ hatten FINAL SELECTION auf ihrer sprunghaften Reise durch alte und neue Zeiten auch zwei Cover im Gepäck. Beide Songs wurden von den Umherstehenden bejubelt, wobei die Eigeninterpretation vom VISAGE Original besonders gern angenommen wurde. Ein Song, den man auch ohne große Vorkenntnisse mitträllern kann, darf und einfach möchte.
Natürlich war das nicht der angekündigte letzte Song, die obligatorische Zugabe folgte sozusagen der „Red Line“, nachdem sich Drummer Falk noch eben neu verkabelte.
Vielen, vielen, vielen Dank. FINAL SECTION meine Damen und Herren.
Jetzt noch einen ganz wundervollen Abend mit den Jungs von
SEA OF SIN
Eine souveräne Anmoderation des Sängers zum nächsten Act, der nach einer kleinen Pause startete.
01.The River
02. Gravity
03. Daybreak
04. After the Rain
05. Beyond my dreams
06. Salvation
07. You (Boytronic Cover)
08. Divided we Fall
09. Fade to grey (Visage Cover)
10. Red line
Mit einer Tasse Kaffee bewaffnet ging es nun in die dritte Runde.
Schönen guten Abend Oberhausen!
Dankeschön Frank, dir auch!
Gut gelaunt legte das Duo mit dem Opener „Truth“ los. Allein die Technik hatte sich in der Pause entschieden, den beiden Musikern von SEA OF SIN den Spaß zu verderben. Während Klaus seine E-Gitarre ohne das E spielte und sich die ersten Schweißtropfen auf seiner Stirn bildeten, blieb Frontmann Zwicker cool. Das Handtuch zum Abtupfen sollte erst später zum Einsatz kommen. Zumindest funktionierte nun das Saiteninstrument wieder voll und ganz, um den zweiten Song „Contamination“ zu performen.
Den Kaffee in der Hand und mit den Füßen wippend verfolgten die neugierigen Augen, was da vorne auf der Bühne passierte. Zwischendurch fragte man sich, ob der Frontmann sich wohl hören könnte, denn irgendetwas konnte da nicht stimmen. Die Antwort darauf folgte auch quasi auf dem Fuße und lautete: Nein.
Doch auch wenn die liebe Technik ihren eigenen Regeln folgte – mal laut, mal leise oder einfach mal gar nicht – ließ sich das Duett nicht auf diese Machtspielchen ein und arbeitete mit dem, was zur Verfügung stand. Das waren unter anderem die Zuschauer und Fans, die SEA OF SIN dankbar unterstützten – und ein Handtuch.
Die „Unspoken Words“ sorgten für andächtige Stimmung. Während sich ein Pärchen im hinteren Bereich zärtlich aneinander schmiegte, konnte man ein junges, punkiges Paar in front of stage beobachten, das ihre Zuneigung durch einen gemeinsamen, unbeschwerten Tanz zum Ausdruck brachte. Schön anzusehen war es, denn hier wurden echte Gefühle getanzt. Also los, es gab keine Zeit zu verlieren: „What Are You Waiting For?“
Eine wunderbare Nummer, die das feine Zusammenspiel von Gesang und Gitarre in perfekter Harmonie in die wohlwollenden Ohren transportierte. Insgesamt funktionierte die Nord-Süd Achse also wunderbar, trotz der ein oder anderen technischen Baustelle auf dem Weg.
Übrigens: 2024 feierten Frank (Vocals, Lyrics) und Klaus (Synths, Gitarre, Produktion) bereits ihr 30-jähriges Bandjubiläum, zu dem wir nachträglich und von Herzen gratulieren.
Auch diese beiden sympathischen Musikanten und Veranstalter dieses DARK MOOD POP FFESTIVAL, haben sich nicht lumpen lassen und ganz überraschend eine Zugabe vorbereitet…
01. Truth
02. Contamination
03. Synchronize
04. Floating Away
05. High And Low
06. I Live My Life
07. Love Won’t Wait
08. Turn Back Time
09. Unspoken Words
10. What Are You Waiting For?
11. Beyond Sadness
12. Valentine
Während die Künstler ihr Hab und Gut verstauten, durfte auf der „Party danach“ getanzt werden. DJANE BANDIDA heizte hier ordentlich an und versetzte die noch verbliebenen Körper in Bewegung. Den Geschmack der Redaktion hat sie mit ihrer Musikauswahl absolut getroffen und wir freuen uns schon sehr auf ihr 11-Jähriges im Kultube Mönchengladbach. Mehr zur Veranstaltung findet ihr hier und demnächst natürlich auch bei Radio Schwarze Welle.
Wir haben es doch alle noch im Ohr, oder habt ihr es schon vergessen?
Ohne Kunst und Kultur wird es still.
Noch vor wenigen Jahren war dieser Satz auf nahezu jedem Profil zu lesen, die ganze Szene sprach von nichts anderem mehr. Vielleicht wäre es an der Zeit, mal darüber nachzudenken, was diese Worte denn wirklich bedeuten. Für Künstler und Bands, nicht für euch, die ihr eine Zeit lang gelangweilt die Wochenenden zuhause verbringen musstet.
Es scheint, mit Öffnung der großen Hallen und dem Besuch von groß angelegten Konzerten ist euer Sättigungsgefühl bereits erreicht. Kleinere Bands und deren Events werden kaum noch besucht, obwohl sie günstiger sind und oftmals mehr zu bieten haben. Was hättet ihr euch in Covid-Zeiten die Finger nach einem Event, wie dem DARK MOOD POP FESTIVAL geleckt?
Leute, bitte unterstützt eure Künstler in der Szene. Und zwar nicht nur die dicksten Fische. Denkt gerne mal darüber nach, wie ein so wichtiges Statement zu einer Floskel verkommen konnte. Danke.
Liebe Freunde der dunklen Klänge,
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Geschrieben von: Prinzessin Prisma
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