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Lumen- Ein grünes Licht in der Dunkelheit lockte am Freitag, den 13ten, Liebhaber der elektronischen Musik ins Frankfurter Nachtleben. Verantwortlich dafür waren ALIENARE, die momentan mit BEYOND BORDER auf ihrer ‚Lumen’-Tour sind.
Für diejenigen, die weniger geographisch bewandert sind (eventuell ist die Autorin eine davon und ein Bandmitglied ein weiterer): Frankfurt gehört nicht zu Baden-Württemberg und ist auch keine Landeshauptstadt, sondern gehört zu dem Bundesland Hessen, dessen Landeshauptstadt Wiesbaden ist.
Doch zurück zum Freitag, den 13ten, der für Viele symbolisch als Unglückstag gilt. Für meine Reisegruppe und mich war es dieser definitiv nicht. Der Abend begann mit einer entspannten Fahrt ohne Stau, was zu diesem Zeitpunkt normalerweise ungewöhnlich ist. Überpünktlich vertrieben wir uns die Zeit bis zum Konzert-Beginn im darüber liegenden Außenbereich des Lokals. Wir genossen die restlichen Sonnenstrahlen, gönnten uns ein Erfrischungsgetränk und führten nette Gespräche. Kurz vor Beginn des Events machten wir uns auf den kurzen Weg zum Einlass, bei dem wir einen „Nicht Witzig“-Stempel auf die Hand gedrückt bekamen. Als wir die Treppe zum Untergrund hinabstiegen, mussten wir feststellen, dass auch BEYOND BORDER überpünktlich gestartet waren. Eine Garderobe gab es offiziell nicht. Somit wurde die Ablage einer Sitzecke umfunktioniert, auf der unsere Jacken ihren Platz fanden und dann ging es für uns direkt in die Crowd, die zu diesem Zeitpunkt noch sehr überschaubar war.
Es hatten sich vor der Bühne schon einige Fans versammelt, die sich rhythmisch zu BEYOND BORDERS „Enjoy Your Life“ bewegten. Es folgte direkt das kraftvolle „Jump Into The Fire“. Sänger Iggi unterstrich die Lyrics zum Song mit kraftvollen Gestiken und beeindruckte durchweg mit seiner Stimmgewalt. Während „You“ schien irgendetwas mit Iggis In-Ears nicht zu stimmen. Gegen Ende des Songs entfernte er diese und legte sie zur Seite. Den Rest des Sets sang der Frontmann ohne In-Ears, was wahrscheinlich nicht viele Künstler können. Zu „Immortal Stars“ ließ Iggi die Arme des Publikums in der Luft schwingen, sowie im Takt klatschen.
Spätestens bei dem mitreißenden Song „What Makes The World Go Round“ stand kein Fuß mehr still. Der Spaß hörte hier jedoch nicht auf. „Mr. Nice Guy“ startete mit bekannten Tönen. In der unveröffentlichten Version fanden die Originalsamples von Alan Wilder und Martin Gore des DEPECHE MODE Songs „Master & Servant“ ihren Platz. Diese Version kam beim Publikum super an. Besonders eingefleischte DM Fans freuen sich immer wieder über bekannte Sequenzen oder auch präsentierte Coversongs. Es war schon häufiger bei vergangenen Auftritten spürbar, dass alle drei BEYOND BORDER-Mitglieder selbst Verehrer der bekannten Band sind.
Renee, der erst seit Frühjahr dieses Jahres BEYOND BORDER als zweiten Keyboarder unterstützt, merkte man die Neulingsrolle nicht an. Er wirkte hochkonzentriert und schien jeden einzelnen Song zu fühlen. Mi Deity musste das Publikum im Frankfurter Nachtleben kaum animieren. Jeder BEYOND BORDER Song schien ein Selbstläufer zu sein. So konnte er sich ganz auf seinen Sound fokussieren und fand zwischendurch sogar die Zeit, um das Publikum von der Bühne aus zu filmen. Zudem harmonierte seine Stimme im Backround perfekt mit der des Frontmanns.
BEYOND BORDER scheinen von Auftritt zu Auftritt eine Schippe obendrauf zu legen.
Der Applaus war noch nicht richtig verebbt, da begannen BEYOND BORDER schon mit ihrem Abbau und einer nicht geplanten zusätzlichen Show-Einlage. Wahrscheinlich um dem Publikum die Wartezeit zu verkürzen, lieferte einer der beiden Keyboarder eine Piep-Show, bei der sich nicht nur die weiblichen Gäste freuten. Pfeifen, Jubel und Handgeklapper erfüllten den Raum. Der frisch umgezogene Keyboarder reagierte daraufhin erstmal überrascht und musste dann doch über die Publikums-Reaktionen schmunzeln.
Während der Pause besuchten wir unsere Jacken nahe der Bar und plötzlich hatte ich grüne Leuchtstäbe in der Hand. Woher die kamen, wusste ich zunächst nicht. Später stellte sich heraus, dass jemand diese unter dem Publikum verteilt hatte und einer meiner Begleiterinnen mir diese weiter gereicht hatte. So war ich mit einem grünen Heiligenschein auf dem Haupt perfekt gestylt für das Kommende.
Als die ersten Töne von dem ‚Lumen‘-Opener „Lighthouse“ erklangen, mischte ich mich wieder unter die Fans vor der Bühne. Zuerst betrat T.Drmx die Bildfläche, gefolgt von T.Imo. Beide stellten bzw. setzten sich an ihre vorgesehenen Plätze hinter die Drums und die Keyboards. Auch T.Drmx ist Neuling bei ALIENARE und ergänzt als Schlagzeuger die Band perfekt. Passend zum Song betrat T.Green die Bühne als Leuchtturm. Er trug kein Kostüm, wie ihr euch dies wahrscheinlich nun vorstellt, das kommt an späterer Stelle. Stattdessen zierte eine Stirnlampe seinen Kopf. Damit war er wohl unser führendes Licht an diesem Abend.
Der ein oder andere mag diese Bezeichnung schon gehört haben. ALIENARE sind eine Mitmach-Band. So ähnlich kündigte T.Green „Chrystalline“ an. Eingefleischte Fans oder diejenigen die die Band schon öfter gesehen hatten, wussten was nun kam. Beim Refrain wurde immer und immer wieder passend zu den Lyrics eine Handchoreo im Publikum durchgeführt. Gegen Ende des Songs gesellte sich T.Green zu T.Imo an die zwei Keyboards und beide spielten gemeinsam. Anschließend wurde mein persönlicher Favorit des neuen Albums „Against The Waves“ performt. Der Sänger begann diesen als Solist mit harmonischem, ruhigem Gesang. Erst später kamen T.Imo und T.Drmx hinzu und ergänzten melodisch den emotionalen Song. Als nächsten Mitmach-Song fand man „Green Light“ auf der Setlist. Hierbei wurden die Fans dazu aufgefordert zweimal nach links und zweimal nach rechts zu gehen. Die nächste Schwierigkeitsstufe beinhaltete das Klatschen währenddessen. T.Green und auch T.Imo zeigten dem Publikum genau, was es zu tun hatte. Die Fans stiegen mit Freude ein und bewegten sich nach den Vorgaben von ALIENARE im Takt.
Dann wurde es mit „Forever“ erstmal etwas ruhiger und besinnlicher. T.Green griff zur Gitarre und spielte ohne die beiden anderen Musiker allein vor dem Publikum, welches sich allzu gern motivieren ließ, im Chor „Nanananana“ mitzusingen. Direkt Im Anschluss spielte der Sänger „Country Roads“ an, bei dem die Anwesenden genauso fehlerfrei den Text singen konnten. Die darauffolgende Aussage: „Sehr schön. Wenigstens eine Nummer von mir kennt ihr auswendig“, würde ich als Ammenmärchen betiteln. Denn einige Fans waren durchaus sehr aktiv dabei mitzusingen. Und durch das hoch und runter hören des ‚Lumen‘ Albums für die zuvor verfasste CD-Review (die man übrigens hier lesen kann), kann ich mich bei einigen Songs stolz als textsicher bezeichnen. Für „In Darkness“ kamen T.Imo und T.Drmx wieder auf die Bühne. Den Refrain sangen die Fans so schön mit, dass dieser nochmal wiederholt wurde und sowohl Keyboarder und Drummer den Fangesang genießen konnten.
Zum Ende von „Denied“ setzte sich T.Green an die Drums. Mit den Schlagstöcken animierte er zuerst die Fans zum Mitklatschen, dann ging er dazu über Schlagzeug zu spielen und gleichzeitig zu singen. Es erfolgte ein erneuter Platzwechsel und T.Drmx übernahm wieder die Drums. Episch begann „Lies, Lies, Lies“ durch harte Trommelschläge und düsteren Synthesizer-Klängen. Energiegeladen fegte der Song durch den Raum. Eine kleine Überraschung hielt „Move“ bereit. „Ich glaube das geht noch deutlich lauter, Frankfurt. Der Text ist ja einfach. Der geht “Move“!“, belehrte T.Green das Publikum und dann wurde der Keyboarder plötzlich zum Sänger. T.Imo fegte gut gelaunt „I Like To Move It“-singend über die Bühne. Überraschendes Gelächter und Jubel erfüllte den Raum, bevor im Chor mitgesungen wurde. Anschließend probte T.Green „Move!“ wiederholend wie ein Chorleiter mit dem Publikum. Anschließend ging dieser Song nahtlos in ihre 2016 erschienene Debütsingle „Mission Abort“ über. Bei diesem Song sprang der Frontmann von der Bühne und feierte mit den Fans im Publikum.
Vor „A Thousand Miles“ verließen ALIENARE noch einmal die Bühne und unterzogen sich einem kleinen Outfitwechsel. Im Seemanns-Frack und mit Fernrohr erschien erst T.Imo, ein wenig später folgte T.Green. Auch bei diesem Song durften die Fans wieder aktiv mitwirken. Dieses Mal wurde mit den Armen gerudert.
„#neon“ wurde in einer Akustik-Version gestartet. Während T.Green erneut auf seiner Gitarre spielte, pausierte T.Imo mit seinen akrobatischen Bewegungen am Keyboard und schüttelte besinnlich und hochkonzentriert sein Rasselei im Takt. Diese Version schien das Publikum so verzaubert zu haben, dass dieses sogar die Lyrics dazu vergaß. „Bright ist das Wort“ erinnerte der Sänger die Fans. Die Textzeile wurde erneut gespielt und T.Green freute sich, dass es dann doch „gleich beim ersten Mal“ funktioniert hatte. Die Instrumente wurden zur Seite gelegt und der Song wurde energetisch wie gewohnt elektronisch performt. Die Zugabe „Emerald“ beendete den Konzertabend.
T.Green wies zum Schluss noch darauf hin, dass der Konzertbereich zügig geräumt werden müsse, aufgrund einer nachfolgenden Veranstaltung. Er versprach den Fans, sich mit ihnen im Anschluss am oben aufgebauten Merchstand zu treffen. Viele Fans nutzten die Gelegenheit, um sich mit den Musikern beider Bands zu unterhalten, Fotos zu machen oder sich Autogramme zu holen und natürlich, um ihr Geld beim Merchstand zu lassen.
Am Schluss bleibt zu sagen, dass beide Bands definitiv ein größeres Publikum verdient hätten. Es war ein Abend voller Energie, emotionsgeladener Musik, vielen Überraschungsmomenten und guter Laune, gepaart mit viel Herzlichkeit. Das Fernbleiben könnte wahrscheinlich damit begründet werden, dass es für einen Freitag Einigen nicht möglich war, so früh anzureisen. Vielleicht litt der ein oder andere Konzertliebhaber aber auch unter Paraskavedekatriaphobie, der Angst vor Freitag, den 13ten.
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Written by: Lucy-Sophie Heffner
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