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today22. Juli 2024 333 1 3
Jedes gute Märchen beginnt mit „Es war einmal…“. Dieses dagegen mit: Im wunderschönen Thüringer Ilmtal liegt das beschauliche Zwei-Burgen-Städtchen Kranichfeld.
Idyllisch über dem Flussbett gelegen befindet sich die mittelalterliche Niederburg. Für verschiedene Veranstaltungen bietet die Location eine märchenhafte Umgebung. Das dritte Jahr in Folge wurde das Ambiente für das Black Lower Castle Festival, dieses Mal am 12. und 13. Juli, in ein fröhliches Schwarz verzaubert.
Vom Wiesenparkplatz bis zum Burg-Tor waren es nur wenige Minuten. Bereits vor dem Tor befand sich ein Getränke-Stand für durstige Besucher. Auch die Ticket-Kotrolle, an der man nicht nur sein Festival-Bändchen abholte, sondern auch ein Festival-T-Shirt erwerben konnte, fand dort statt. Am Wegesrand konnten die Festival-Besucher auf den Rasenflächen Campen. Den Einlass hinter uns gebracht, führte ein Weg den Berg herunter zur Freilichtbühne und dem Burg-Vorplatz, auf dem verschiedene Verpflegung angeboten wurde. Darunter Kaffee beispielsweise mit Toffee, Zimt, Vanille und Karamell, veganes und vegetarisches Essen und ganz wichtig zu erwähnen: Die sehr sehr leckere Soljanka. Allesamt Speisen aus der Region. Die Location bietet rund 1450 nummerierte Sitzplätze. Zusätzlich ist direkt vor der Bühne noch etwas Platz für Stehplätze.
Als Moderator führte RROYCE-Sänger Casi durch das Programm der zwei Festivaltage. Zunächst hieß er alle Festival-Besucher Willkommen, bevor er die Leipziger Alternative/Indie-Band ATLAS BIRD ankündigte.
Diese präsentierten an diesem Tag Songs aus ihrem gleichnamigen Debut-Album und weitere Songs aus ihrem Repertoire. Der Sound ist geprägt durch präsente E-Gitarren-Laute und Drum-Rhythmen, die mindestens zum Fuß wippen oder Kopf nicken einluden. Die Band wirkte während des Auftritts ganz bei sich. Ich selbst hätte mir mehr Interaktion mit dem Publikum gewünscht. ATLAS BIRD bestehend aus Martin Schröder-Zabel (Gesang, Gitarre) und Axel Kunz (Drums) fingen trotzdem aufgrund ihres angenehmen Sounds mit Sicherheit den ein oder anderen Interessierten ein. Die Autorin eingeschlossen. Gerne lauschte und sah ich dem Duo zu. Ein gelungener Auftakt des Festivals.
Um die Umbaupausen interessanter zu gestalten, liefen Fabelwesen und Sagengestalten der Schattenwelt Südharz über das Gelände. Die Schattenwelt Südharz wurde gegründet, um die Sagen und Mythen, der Südharz- und Kyffhäuserregion am Leben zu erhalten. Unterwegs auf dem ‚Black Lower Castle Festival‘ waren beispielsweise der Falkner der Rammelburg, Thorunn von Heidenwall und der Schlangenkönig von Falkenstein. Alle Fabelwesen suchten immer wieder die Nähe der Festivalbesucher und waren ein begehrtes Fotomotiv. Der ultimative Spaßfaktor kam dann hinzu, wenn die Fabelwesen jemandem nicht ganz geheuer waren.
Im Anschluss, als zweiter Act, folgte die Synth-Pop-Band X-PERIENCE. Die Band erreichte großen Bekanntheitsgrad in den späten 90er Jahren. Vor der Bühne sammelten sich einige Fans, die zur Musik tanzten und mitsangen. Auch auf der Tribüne, sah man Einige, die nicht stillsitzen konnten und ihr Tanzbein schwangen. X-PERIENCE kündigten gefühlt jeden Song als einen ihrer Lieblingssongs an. Dies war hör- und spürbar, denn diese wurden mit viel Hingabe performt. Die helle und klare Stimme von Claudia Uhle, gepaart mit dem melodischen Sound der Band, versetzte das Publikum für eine gewisse Zeit in das Jahrzehnt der 90er zurück.
Als Nächstes fuhr der 80S EXPRESS ein. Frontmann Nik Page führte das Publikum zuerst durch den Soundcheck. Dafür stellte er sich sogar auf die Tribühne. Als alles stimmte, verkündete dieser das Ausfallen der Songs „Out Of The Darkness“ und „Don’t You Want Me“, um in den Zeitplan zurückzukehren. Besonders bei Fans von RROYCE stieß das nicht gerade auf Zustimmung. Denn „Don’t You Want Me“ gehört unbedingt zum Anheizen dazu. Nach einem langen Intro durfte Casi die 80er-Cover-Band aus Berlin ankündigen. Durch das Publikum vor der Bühne hindurch lief der 80s EXPRESS auf ihre vorgesehenen Plätze. Die präsentierten 80er Klassiker ließen keinen Fuß stillstehen und luden zum Mitsingen ein. Vor allem Fans dieser Epoche kamen auf ihre Kosten und konnten sich auf einen späteren zweiten Auftritt freuen.
Dann war es Zeit für das Highlight des Abends. Gerade auf dem Weg zu den sanitären Anlagen, erklang plötzlich Donnergrollen. Etwas verwundert, ob dieses echt war, stellte ich fest, dass dies das Intro der weltbesten DEPECHE MODE Cover-Band sein musste. Ein paar Minuten später wieder an der Freilichtbühne angekommen, war nicht nur die Tribüne gut gefüllt, sondern auch der Platz direkt vor der Bühne. FORCED TO MODE hatte das Publikum angezogen, wie das Licht die Motten. Zum Glück fand ich noch einen Platz weiter unten auf der Tribüne. Von diesem Platz sah man hervorragend. Ich würde jetzt mal frech die These aufstellen, dass es an dieser Location keine schlechten Plätze gab…
Die Steigung der Tribüne machte es möglich, dass man alles auf der Bühne perfekt verfolgen konnte. Man hätte wahrscheinlich auch sitzen können und hätte trotzdem noch genug gesehen. FORCED TO MODE präsentierte alte sowie neue Songs der Original-Band. Auch Songs, die man selten auf DEPECHE MODE Konzerten hört, wurden performt. Stimmlich, sei es Christian Schottstädt oder Thomas Schernikau, kommen die beiden sehr nah an Dave Gahan und Martin Gore heran. Ab und zu ließen FORCED TO MODE das Publikum selbst singen. So spielte Matthias Kahra ‚Personal Jesus‘ an und die Fans sangen ohne weitere Hilfe den Text selbstsicher. Es ist nicht das erste Mal, dass ich die Cover-Band live sehe und ich bin immer wieder von ihrer Bühnen-Show begeistert. Das Licht und auch die Visuals auf den Leinwänden sind einfach wunderschön, alles passt zusammen. Energetisch mit „Photographic“ beendeten FORCED TO MODE ihr Set.
Um den Abend ausklingen zu lassen, spielte wiederholt mit einem kleinen Outfitwechsel der 80s EXPRESS. Die Cover-Band hatte auf die Setlist von FORCED TO MODE gespitzelt, um zu sehen welchen Hit sie nicht performen würden. Bei „Just Can’t Get Enough“ durfte das Publikum mit auf die Bühne, um mit dem 80s EXPRESS zusammen zu feiern. Der letzte Song des Abends „Power Of Love“, begleitet von tausenden Seifenblasen, spielte wahrscheinlich bis in die frühen Morgenstunden in den Ohren des Publikums.
Den Auftakt des zweiten Tages bildete die 2019 gegründete Band GULVØSS. Bereits vor Beginn sammelten sich einige Fans vor der Bühne. Auch GULVØSS hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf dem Schirm, aber ich wurde schnell in ihren Bann gezogen. Der Sound klingt frisch und modern, die samtweiche Stimme von Sven Wittmiß lädt zum Träumen ein. Melancholisch, aber gleichzeitig rockig und mitreißend überzeugten GULVØSS die Gäste. Während eines Songs sang Sven Wittmiß einen weiblichen Fan an, welcher sich sehr darüber zu freuen schien… GULVØSS machten neugierig und weckten Lust auf mehr.
Die zweite Band des Tages bildete ZOODRAKE. ZOODRAKE wurde 2019 von Hilton Theissen gegründet und wird Live vom maskierten (laut Casi frisch rasiertem) Silvveil am Synthesizer unterstützt. Kraftvoll und mit präsenten Gitarren-Sounds fegte ihre Musik über die Location. Sänger Hilton Theissen verabschiedete sich mit Luft-Küsschen vom Publikum.
Da der eigentliche Moderater Casi selbst noch eine Band im Gepäck hatte, mit der er auf dem ‚Black Lower Castle Festival‘ auftrat, übernahm sein Lehrmeister Jens Domgörgen (WIEGAND) vertretungsweise den Moderationspart. Nicht wie gewohnt startete RROYCE mit „Principle Of Grace“ sondern mit „Paranoiac SL“, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tat. Die Setlist bestand hauptsächlich aus den aktuelleren Songs, allerdings auch ein paar älteren Schätzen. Gut, dass der sonst beliebte Song „Run Run Run“ nicht präsentiert wurde, denn sonst hätte das Publikum – einschließlich Casi – die 100 Treppenreihen hoch und runter rennen müssen. Der Frontmann hat es sich jedoch nicht nehmen lassen, das Publikum während „Another“ auf den Rängen aufzusuchen, auch einmal dort Platz zu nehmen, um die Sicht von dort aus auf seine Bandkollegen zu genießen. Trotz deutlich spürbarer Abneigung und angedrohtem RROYCE-Verbot durch Casi wurde von den Fans, AL und Kay bei „Someone Elses Life“ die Arme in der Luft geschwungen. Für „Principle Of Grace“ übergab der Frontmann sein Mikrophon an einen Fan, dieser sang den Beginn des Songs. Danach übernahm wieder Casi. Das Schlusslicht bildete wie gewohnt das energetische „I Like It When You Lie“.
Zwischen den Acts mutierte der Moderator zum Auktionator. Er versteigerte das signierte ‚Black Lower Castle 2023‘ Banner. Der Erlös sollte an die Organisation der bunten Schafe gehen. Der Verein wurde 2013 gegründet und machte sich zum Ziel sozial benachteiligte Kinder, Teenager und Familien aus Thüringen zu unterstützen. An diesem Tag ist eine vierstellige Summe zusammengekommen. Wer möchte, kann hier den Verein unterstützen.
Um meine These von vorhin zu bestätigen, unternahm ich einen kleinen Platzwechsel in die oberen Ränge. Tatsächlich behielt ich recht. Man hatte nicht nur einen guten Blick auf die Bühne von diesem Standpunkt aus, sondern auch einen märchenhaften Rundumblick auf das Festival mit Burg. MELOTRON ist eine 1991 gegründete Band. Zwischen eigenen Songs spielte sie das Cover „Der Blaue Planet“. Mich faszinierte vor allem die Keytar. Denn damit war der Keyboarder nicht an seinen Platz gefesselt und konnte über die Bühne flitzen. MELOTRON begeisterten mit ihrem deutschsprachigem Synthie-Pop und wurden von ihren Fans gefeiert.
Für SOLAR FAKE ging es für mich wieder zurück in die ersten Sitzreihen. Ob man es glaubt oder nicht, dies war tatsächlich das erste Mal, dass ich die Band live gesehen habe. Den ersten Song, den ich je von SOLAR FAKE gehört habe, war „Under Control“, der damit einer meiner Favoriten ist. So war ich ziemlich glücklich, dass ich diesen nun live hören durfte. Zwischen alten und neuen Songs, wurde sogar das DEPECHE MODE Cover „Ghosts Again“ präsentiert. Wenn man anmerkt, dass laut Sven Friedrich viele Songs nicht geprobt, oder noch nie gespielt wurden, war das Set ein voller Erfolg. Die Fans, einschließlich meiner Wenigkeit, hatten einen Riesenspaß. Sehr energiereich beendeten SOLAR FAKE ihr Set.
Den krönenden ‚Black Lower Castle‘ Abschluss bildete DIARY OF DREAMS. Wie der Name schon verrät, die Musik der Band klingt tatsächlich wie ein Tagebuch von guten und schlechten Träumen. Zwischen Sounds, die zum Headbangen einluden, lullen melancholische Melodien das Publikum ein. Immer wieder faszinierend, wenn ein Keyboarder auf zweien gleichzeitig spielt und sich dazu noch rhythmisch bewegt, sowie die Backing Vocals übernimmt. Dabei wirkte Felix Wunderer immer konzentriert und die Spielfreude schien aus ihm herauszusprühen. Nicht nur sein silber glänzender Anzug war ein Blickfang, sondern auch die mit LEDs bestückte Gitarre von Hilger Tintel. Von links nach rechts und wieder zurück fegte er mit seiner rot-leuchtenden Gitarre über die Bühne.
Emotional wurde es nochmal zum Schluss. Adrian Hates ließ das Publikum entscheiden, ob „She And Her Darkness“ oder „Traumtänzer“ gespielt werden sollte. Ganz knapp gewann „Traumtänzer“. Diesen Song performte der Frontmann mit seinem Keyboarder allein. Der Chor des Publikums ließ den Song noch emotionaler werden. Ein Fan rief sogar: “So schön!“ Ein weiterer stimmte ihm mit einem „Ja!“ zu. Als der Song endete, kam der Rest der Band noch einmal auf die Bühne, um sich gemeinsam vom Publikum zu verabschieden.
Das BLC-Team um Angela und Silvio stellten wiederholt ein märchenhaftes, schwarzes Festival auf die Beine, mit einem mega Line-Up. Jede Band hatte in etwa die gleiche Spielzeit von etwa einer Stunde. Zitat Sven Friedrich: „Gut, wenn man die Band mag, Pech, wenn nicht.“
Das nächste ‚Black Lower Castle Festival‘ findet am 27.06.-28.06.2025 statt. Die Redaktion kann nur empfehlen: Lasst euch dies nicht entgehen!
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Written by: Lucy-Sophie Heffner
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