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CD REVIEWS

‚LOST‘ von FORCED MOVEMENT – ein Meisterwerk, in dessen Tiefen man sich gern verliert

today27. November 2023 319

Hintergrund
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‚LOST‘

Vorbemerkung: Dies ist keine klassische Rezension, sondern eine kleine Track-by-Track-Review mit meiner persönlichen Herzpunkte-Vergabe (volle Punktzahl sind 5 ♥♥♥♥♥) für das unglaublich gelungene und komplexe Album ‚LOST‘ von FORCED MOVEMENT (FM), welches am 01. Dezember 2023 erscheint. Als Hörer kann man sich auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle einstellen!

Spoiler: Kein einziger Song konnte „nur“ die volle Herzpunktzahl erreichen. Und beim Hören des Albums werdet ihr verstehen, warum. 😉

Ground Zero

Masterpiece! 10 von 5 ♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥

Schwierig, diesen Jahrhundert-Song in Worte zu fassen, da nichts ihm gerecht werden könnte. Alles daran ist perfekt und löst Glücksgefühle aus. Melodie und Harmonien, Klänge und Soundeffekte, der treibende Beat, die Stimme von Christian Schottstädt, die mehrstimmigen Parts, der interessante Aufbau des Songs, einfach alles. Es passiert so viel zwischen den Ohren, dass man nicht weiß, worauf man zuerst achten soll. Es ist genau dieser eine Song, auf den ich (zumindest vor „Memento Mori“) bei DEPECHE MODE jahrelang vergeblich gewartet hatte. Er gehört definitiv ins Radio! Und obwohl es sich natürlich keinesfalls auch nur im Entferntesten um „Mainstreammusik“ handelt, bin ich sicher, dass jeder – auch der Mainstream – diesen Song einfach lieben wird. Damit könnten FM wahrlich berühmt werden, was sie auch verdient hätten! Ich möchte am liebsten jedesmal sofort „zurückspulen“, sobald „Ground Zero“ zu Ende ist. Aber das geht leider erstmal nicht, denn nun kommt:

Mind Assault

Masterpiece! 10 von 5 ♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥

Allein der irgendwie „depechige“ Beginn… Dann diese Stimme… Und schon nach 42 Sekunden die absolute Offenbarung, wenn der Refrain mit den hinreißenden Streicher-Harmonien einsetzt. Und auch das erste Mal auf dem Album, dass FM-Vibes (für diejenigen, die sie schon kennen) wirklich unverwechselbar in Erscheinung treten, und zwar immer an der tief gesungenen Textstelle „my mind assault“. So viele entdeckenswerte Kleinigkeiten, die in dem Song versteckt sind, z.B. der vielschichtige, 30 Sekunden lange Übergang ab ca. 1:55 min zu dem wunderschönen langsamen Teil mit dem Klavier, und spätestens bei Minute 3 schlägt garantiert jedes Depeche-Fan-Herz schneller! Wenige Sekunden später wird man komplett eins mit diesen traumhaften mehrstimmigen und vieltönigen Melodien bis hin zur letzten Sekunde… OMG, „it’s illusion or is it real?“ Zum Weinen schön (vor Glück).
Möchte auch hier eigentlich direkt zurückspulen, aber es geht schon wieder nicht, denn jetzt folgt:

A Lifetime

9 von 5 ♥♥♥♥♥♥♥♥

Ebenfalls ein sehr interessanter und unfassbar mehrdimensionaler, wahrlich betörender Song. Gleich die allerersten Töne ziehen einen sofort in den Bann, wie auch durchweg die vielen, vielen Soundeffekte. Man muss jede einzelne Sekunde genau hinhören und wird wohl doch nie wirklich jeden Soundschnipsel entdeckt haben (das trifft übrigens auf das gesamte Album zu!). Nach 45 Sekunden wird einem ein so zartes „it’s there“ ins Ohr gehaucht, verstärkt von einem punktgenauen Drum-Sound, dass man sich schockverliebt. In diese Stimme, in diesen Song, in die ganze Welt. Weiter geht es mit sphärischen Klängen – so wunderschön, dass es schon fast (wirklich nur fast!) kitschig wird in der Liedmitte. Und wo Liebe ist, ist oft auch Schmerz, denn ab dem letzten Drittel des Songs kommt dieser klagende Background-Gesang hinzu. Oh je, mein Herz… Wer jetzt nicht wehmütig und melancholisch wird, der hat wahrscheinlich keins.

Make up

8 von 5 ♥♥♥♥♥♥♥♥

Krass, damit rechnet man nicht. Aber genau das braucht man nach diesen emotional anspruchsvollen ersten 3 Titeln. So ein fetter, mega-rockiger Gitarrensound plötzlich. Und der teils leicht verzerrte Gesang perfekt auf dieselbe, nun merklich härtere Ebene abgestimmt. Unglaublich, wie sich die Energie immer mehr aufbaut, um dann nach einer Minute komplett zu explodieren. Dieser Song ist mitreißend, macht gute Laune und hat unendlich viel Power. Er würde mit Sicherheit auch mega im Radio ankommen und wahrscheinlich würde niemand denken, dass er von derselben Band ist, die „Ground Zero“ erschaffen hat – von „A Lifetime“ mal ganz zu schweigen. Wirklich kaum zu glauben, dass das aus derselben Feder stammt! Obwohl man als Fan natürlich spätestens ab 1:43 min ein sehr vertrautes FM-Feeling verspürt. Die schrammeligen Gitarrenklänge am Ende sind einfach cool. Love it!

Stay

7 von 5 ♥♥♥♥♥♥♥

Ohhhhh, FORCED MOVEMENT at their best… Diese einzigartigen und unvergleichlichen, vielschichtigen, Moll-lastigen Harmonien, der durchdringende, weiche und zugleich doch kraftvolle Gesang – einfach überwältigend. Auch diese FM-typischen schrägen Klänge im Refrain, alles lässt einen dahinschmelzen und ist gleichzeitig extrem aufwühlend, vor allem ab 2:51 min durchgehend bis zum Ende.

Winter sleep

Masterpiece! 10 von 5 ♥♥♥♥♥♥♥♥♥♥

Schon wieder so ein einzigartiger Song, so viele Ebenen und Klangzaubereien, einfach unbeschreiblich. Toller Beat, geniale Soundeffekte, wunderschöne Melodien, die Stimme von ganz tief (♥) bis hoch der absolute Wahnsinn. Ab 1:47 min so unverkennbar und typisch FM – und der Song entwickelt sich unaufhaltsam weiter, verändert sich bis zum Schluss stetig und baut sich zu immer höheren Gefilden auf (dahingehend vergleichbar mit „Hurt“ von NINE INCH NAILS) – ganz besonders noch einmal ab der dritten Minute mit dem Einsetzen der Streicher. Und 30 Sekunden später wird nochmal eins draufgesetzt (wie geht das überhaupt?). Nach viereinhalb Minuten befürchtet man fast, es wäre schon vorbei (bitte nicht!), aber zum Glück geht es weiter, mit ein paar wunderbar depechigen Klängen im Hintergrund ab der fünften Minute. Einer meiner absoluten Favoriten des Albums!

Keep in Touch

7 von 5 ♥♥♥♥♥♥♥

Zuerst einmal: Diese Stimme ist einfach überirdisch! Ein kraftvoller Song, dessen eher düstere Grundstimmung sich sofort auf den Hörer überträgt und ihn nicht mehr loslässt. Dann wird es nach knapp 1,5 Minuten leicht strange und psychedelisch und man driftet kurz in andere Sphären ab, bevor man um die zweite Minute herum wieder von der Power der Bässe mitgerissen wird. Die letzten ca. 20 Sekunden, ganz besonders die letzten 7, könnten wahrscheinlich sogar einen völlig geerdeten Menschen in den Wahnsinn treiben, wenn es mehr als diese paar Sekunden wären.

Needle in Your Soul

7 von 5 ♥♥♥♥♥♥♥

Der Aufbau des gesamten Albums ist einfach genial, immer im richtigen Moment kommt genau das, was man gerade braucht! Denn nach der psychischen Herausforderung von „Keep in Touch“ kommen nun beruhigendere Klänge, die die Seele wieder streicheln. Einfach Klavier und der gefühlvolle, verzaubernde Gesang von Thomas Schernikau. Der Song baut sich im Weiteren kurz auf, der Gesang wird kraftvoller und durchdringender, warme Streichinstrumente kommen hinzu, dann wird es wieder ruhiger, aber dann – was ist los? Es ist schon vorbei! Ich war doch noch gar nicht fertig mit dem Zuhören! Es ist das kürzeste Stück auf dem Album, und ich muss sagen, es ist mir viel zu kurz und endet viel zu plötzlich. Und ja, das wird der einzige Kritikpunkt bleiben, den ich zu ‚LOST‘ abzugeben habe.

Love Dementia

8 von 5 ♥♥♥♥♥♥♥♥

Weiter geht es mit einem nun wieder schnelleren, mitreißenden Rhythmus und einer sehr eingängigen, aber natürlich wieder einzigartigen Melodie. All die Soundschnipsel, ganz besonders die ab 0:35 min, lassen das Herz jedes DM-Fans der 80er sofort himmelhoch schlagen. Das und die extrem eingängige „Angel“-Zeile machen glücklich und komplett süchtig. Und auch der FM-Fanfaktor kommt hier nicht zu kurz, ganz besonders mit den Klavierklängen in den letzten eineinhalb Minuten. Irgendwie auch ein massentauglicher Song, der dringend ins Radio sollte.

Turn

Masterpiece! 9 von 5 ♥♥♥♥♥♥♥♥♥

Schon wenn die ersten Klänge von „Turn“ ertönen, werde ich super wehmütig. Dabei kann ich aber gar nicht genau sagen, ob das nur an dem Song an sich liegt oder auch mit dem Wissen einhergeht, dass das Album sich nun schon wieder dem Ende neigt…
Ein wunderschöner Beginn, der wieder eine ganz andere der schier unerschöpflich vielen Facetten von FM ins Spiel bringt: Akustikgitarre und Gesang. Beides wird mit so unendlich viel Gefühl dargeboten. Ab der zweiten Strophe wird es immer kraftvoller, und wenn die Streicher einsetzen, verschmilzt man komplett mit der Musik, bzw. man schmilzt einfach dahin… Ab 3:45 min kommen dann wieder all die schrägen Sounds zum Vorschein, die für dieses Album irgendwie typisch zu sein scheinen (bzw. es für FM auch einfach sind!). Sie wandern vom linken in das rechte Ohr und zurück, immer mitten durchs Gehirn, und wühlen einem dabei das Seeleninnerste auf. Nachdem dann auch die allerletzten Töne verstummt sind, fühlt man sich einfach nur durch und durch ‚LOST‘.

 

Tipp

Das Einzige, was gegen dieses Gefühl hilft: Sofort zum Anfang des Albums „zurückspulen“ 🙂

Anmerkung 1

Ich hab dieses Album zum allerersten Mal im Flugzeug über den Wolken gehört. Und bin in jeder Hinsicht geschwebt. Und zwar nicht einfach nur so im Himmel, sondern wahrhaftig im siebenten Himmel! In diese Musik einzutauchen und dabei die Landschaft von weit oben zu betrachten – etwas Erhebenderes gibt es kaum – man fühlt sich auf allen Ebenen closer to God. 😉

Anmerkung 2

Einige werden es bemerkt haben: Ich habe bisher nichts über die Texte, sondern nur über die musikalische Wirkung dieses großartigen Albums geschrieben. Einfach weil die Musik als Erstes wirkt, bevor bzw. sogar auch ohne dass man die Worte versteht. Auf jeden Fall sind die Lyrics (und im Übrigen allein auch schon die Titel!) es wert, sie sich genauer zu Gemüte zu führen. Denn sie haben es ebenfalls in sich und verdienen eine intensivere Betrachtung, um dieses Werk noch tiefgehender und angemessener verstehen und würdigen zu können – nur dazu muss es dann eine gesonderte Rezension geben. Aber Achtung: Wer sich außer mit der ohnehin grandiosen Musik obendrein mit den Lyrics befasst, und dabei auch unweigerlich das geniale Zusammenspiel der beiden erkennt, läuft Gefahr, wirklich völlig und unumkehrbar von diesem Album überwältigt zu werden.

Fazit

Bei ‚LOST‘ handelt es sich um das beeindruckendste Gesamt-Kunstwerk, ohne jeden Makel oder irgendein „Aber“, das ich seit langem gehört habe. Es bereichert die Musikwelt enorm! Und diese Einschätzung war sofort da – nicht wie bei so vielen anderen Alben, in die man sich erst „reinhören“ muss. Jeder einzelne Song verursacht einen absoluten Überschwang der Gefühle, der überhaupt nicht in Worte zu fassen ist. In diesem Ausmaß erging mir das zuletzt so, als ich ‚Violator‘ das allererste Mal gehört habe. Ohren und Seele werden verzaubert, das Herz komplett geöffnet und man weiß eigentlich gar nicht, was man mit sich anfangen bzw. wie man mit all den Gefühlen, die es auslöst, klarkommen soll. Man ist gut gelaunt im einen und melancholisch-traurig im nächsten Moment, man möchte tanzen, lachen, weinen und die ganze Welt umarmen, sich aber gleichzeitig auch in seiner eigenen Welt verlieren. Es ist eine Offenbarung, die einen Gefühlsmix von absolutem Glück, Liebe und Schmerz auslöst.
Zwar schaffen es natürlich auch diverse Songs anderer Künstler, solche Gefühlswelten zu vermitteln, aber es vermag eben nur selten und durchgehend in dieser Vehemenz ein komplettes Album. Und dazu möchte ich FORCED MOVEMENT gratulieren, und ihnen vor allem auch dafür danken!

Falls ihr bis hierher durchgehalten habt, danke ich euch ebenfalls ♥ und wünsche euch happy listening!

Agnes Sapienza (Gast- Autorin bei RSW)

Nov. 2023

Websites

https://www.forced-movement.de/

https://www.facebook.com/forcedmovement/ 

https://forcedmovement.bandcamp.com/

 

Liebe Agnes,

die RSW Redaktion dankt dir von ganzem Herzen für deine so wundervoll geschriebene ‚LOST‘ Rezension, gefüllt mit so viel ♥ Blut, Leidenschaft und Leichtigkeit! 

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Geschrieben von: Prinzessin Prisma

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