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CD REVIEWS

DIORAMA liefern mit ‚Fast Advance Fast Reverse‘ ein weiteres „Tiny Missing Fragment“

today4. Dezember 2022 230

Hintergrund
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Fast Advance Fast Reverse‚ – so heißt nicht nur die am 09. Dezember 2022 erscheinende Ergänzungscompilation zum 2020er Album ‚Tiny Missing Fragments‚ von DIORAMA. Auch das Motto dieses Beitrages lautet ‚Fast Advance Fast Reverse‚. Allerdings ändern wir erst einmal die Reihenfolge…

 

DIORAMA Logo 2020

 

Fast REVERSE

TORBEN WENDT gründete bereits 1996 das Projekt DIORAMA. Damals noch sehr Pianolastig und wenig elektronisch, um die Welt mit nur schwer verdaulichen Lyrics, einer avantgardistischen Musik und warmen Gefühlen auslösendem Gesang zu beglücken. Unter anderem wurde ADRIAN HATES (DIARY OF DREAMS) auf diesen außergewöhnlichen Künstler aufmerksam. Und bald darauf produzierte er das erste DIORAMA Album ‚Pale‚, welches 1999 das Licht der Welt erblickte.
Außergewöhnlich an dem Projekt war – und ist es noch immer, das Herr WENDT eine lange Ausbildung am Klavier genossen hat und Einflüsse aus Punk und Trance in seinen Werken verwob. Soweit so gut, kann man alles auf Wikipedia nachlesen, keine frisch gelüfteten Geheimnisse. Ebenso wenig wie die Tatsache, das der langjährige Freund FELIX MARC zum Millennium zum Projekt stieß. Und als Ko- Produzent und zweiter Sänger aktiv und wichtig wurde. Dass das Projekt zunehmend elektronischer wurde und langsam aber sicher zu einer echten Band heran wuchs, ist sicher auch bekannt.

Noch immer bestehen die Songs hauptsächlich aus Metaphern, die dem Hörer viel Spielraum für Interpretationen lassen. Musikalisch folgen DIORAMA nicht dem üblichen Schema F, sondern experimentieren sehr viel mit Stimmungen, Instrumenten und vertrackten Kompositionen. Ach kommt, wisst ihr natürlich auch alle, stimmts? Schließlich hat sich die Band zu einer prägenden Marke in der Düsterszene entwickelt, die wohl jeder kennt. Interessant an dieser Stelle ist die Tatsache, das DIORAMA von Anbeginn an ihrem Label ACCESSION Records treu geblieben ist.

2020 erwischte es die vier Reutlinger dann ebenso, wie viele andere zu dieser Zeit.
Die Veröffentlichung des Album ‚Tiny Missing Fragments‚ fiel mitten in die wilde Zeit der Pandemie und konnte nicht wirklich gut präsentiert und gefeiert werden. Statt zu resignieren, hat man sich unter anderem mit Stream Sessions und dem auf Youtube releasten Konzertfilms ‚In Fragments‚ beholfen.

 

DIORAMA
(c) Thomas Wuhrer, DIORAMA

 

Fast Advance

Etwas skeptisch stand die Band immer Remixen und Reworks gegenüber. Aber durch die nur langsam wieder anlaufende Live Saison nach der Pandemie hatte das Quartett viel Zeit zum üben und jammen im Studio. Dabei kamen ein paar interessante Neuinterpretationen von Titeln des letzten Werkes heraus, die man nicht in den eigenen Archiven verstauben lassen wollte. Da auch immer von anderen Szenekünstlern eine Zusammenarbeit angefragt wurde, gab die Band sich einen Ruck und formte die Idee, neues – oder besser anderes – Material nach dieser Zwangspause zu präsentieren, zu einem neuen Silberling.

Heraus gekommen ist eine Compilation, die eine Handvoll Tracks von ‚Tiny Missing Fragments‚ als alternative Versionen und in geremixter Form enthält.
Die bekannte und erwartete Melancholie ist obligatorisch, ansonsten reicht das Portfolio dieser Zusammenstellung von fasst schon zerbrechlichen Piano- und Gitarrenarrangements bis zum Industrial Techno mit harshen Anleihen.
Beteiligt als Remixer waren lokale Soundtüftelhelden aus der Reutlinger Szene ebenso, wie befreundete Künstler mit wohlklingenden Namen wie ZOODRAKE oder FADERHEAD. Wir, die Redaktion von RADIO SCHWARZE WELLE, durften schon einmal vorab in die kommende Compilation reinhören.

Fast Advance Fast Reverse

Eröffnet wird diese Compilation mit „Horizons“ im ZOODRAKE Remix. HILTON THEISSEN, der Mann hinter ZOODRAKE, hat dem ehr ruhigen und verspielten Song eine energetisch tanzbare Basis verpasst, ohne das mitschwingende Gefühl und die Botschaft in den Hintergrund zu verdrängen. Chapeau, verdammt gutes Werk. Allein die Betonung des Refrains entfaltet eine ganz besondere Wirkung.

These horizons will stay out of reach
It bеcomes clearer that it is me who needs to turn around again
These horizons will stay out of reach
It becomes clearer that it is me who needs to change

 

 

Auf Position Acht wird uns der Song noch einmal als „Chilled Edit“ von DIORAMA selbst serviert. Mehr Melancholie und Verwundbarkeit lässt sich kaum in Noten fassen.
Aber erst einmal geht es weiter mit „Gasoline (Guitar Edit by DIORAMA)“, der sehr analog und reduziert den Fokus auf das Wesentliche lenkt. Der Beweis, das hier großartige Musiker am Werk sind. Natürlich fand sich auch für diesen Song ein Remixer: MENTAL DISCIPLINE haben genau den anderen Weg gewählt und daraus eine bombastische Club Nummer gebaut, bei der garantiert niemand ruhig auf seinem Sitzfleisch verharren kann.

Pause? Quatsch, wofür?!

„Iisland“ belegt hier Platz drei mit einer Bearbeitung des nicht unumstrittenen Hamburger Jungen FADERHEAD. Und er zeigt hier, das auch eine fast schon brachiale Umsetzung dieser Komposition funktioniert. Wir werden diese Variante garantiert noch lange in den Szenclubs dieses Landes auf die Lauschlöffel bekommen. Dies können wir euch hier vollmundig vorhersagen.
Ähnlich brachial mit forschen elektronischen Sounds und Verzerrungen legen uns DIORAMA ihren eigenen „Lush Edit“ dieses Songs vor. Anders als BROKEN SPENCER, die eine sehr kantige Variante des Themas für den Abschluss dieses Werkes bereitstellen. Kurz:

Get your brain straight
Fix your compass
The Golden future is waving

 

 

Mit „Patchwork (Piano Edit by DIORAMA)“ und „Dark Pitch (Remix by CHRCTRS)“ finden zwei weitere Vertreter des 2020er Meilensteins den Weg auf diese Zusammenstellung. Während erstere auf ein Minimum reduziert ist und das große Können TORBENs an den Tasten unter Beweis stellt, bastelt CHRCTRS eine schwer verspielte und ebenso schwer verdauliche Variation von „Dark Pitch“.

Da war es das leider auch schon wieder gewesen. Wir schreiben gerne mal was von „zu kurz“, hier trifft das absolut zu. Denn ehrlich gesagt hätte man noch ewig weiter solch toller Interpretationen lauschen können. Aber gut, dann eben Fast Reverse und das Ganze noch einmal, heavy rotation.

Fazit

Für unser Fazit können wir TORBEN WENDT ganz einfach zitieren:

You’ve done nothing
You’ve done nothing
Wrong!

Trotz der nur 5 Songs von ‚Tiny Missing Fragments‚ bekommen wir hier ein lange nachhallendes und aufgrund des großen Interpretationsrahmens niemals langweilig werdendes Kunstwerk, dem wir uns nicht entziehen können. Träume, Gänsehaut und wund getanzte Fußsohlen lösen sich hier im steten Wechsel ab. Ein grandioses Werk, wie wir meinen! Egal, wie viele Punkte es zu vergeben gäbe, ‚Fast Advance Fast Reverse‚ bekäme sie alle – volle Punktzahl!

 

DIORAMA Dornen

 

Mehr Infos zur Band findet ihr auf Facebook und hier, Infos zum Label bekommt ihr ebenfalls auf Facebook und im Web (inklusive Shop).

Unseren Stream und viele weitere redaktionelle Inhalte bekommt ihr auf unserer Website, aktuelle Artikel und mehr auf unserer Facebook Präsenz.

Geschrieben von: Yvonne Uhlmann

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