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Seit 2020 steckt jedes Jahr voller Überraschungen, leider meist negativer Natur. Das Jahr 2022 steuert bereits auf sein ernüchterndes Ende zu, da melden sich SOLITARY EXPERIMENTS zurück. Und das mit einem Paukenschlag, denn auch ihr achtes Studioalbum ‚Transcendent‘ wartet mit einigen Überraschungen auf, alle positiv, versprochen. Und anders als in unseren Alltagen seit dem Frühjahr 2020, ist der Begriff „positiv“ auch absolut positiv gemeint.
Geblieben ist das ganz eigene Grundgerüst des typischen SOLITARY EXPERIMENTS Sounds. Dieser besteht aus einem Konglomerat aus SynthPoP, EBM und Electro, dem die Jungs gern ein paar Gimmicks wie einem sliding OffBeat und geradezu funky Basslines hinzufügen. All das macht die Musik seit nunmehr 28 Jahren nicht nur zum Garanten für volle Tanzflächen, sondern hinterlässt auch sonst einen bleibenden Eindruck. Nicht ohne Grund sind die ursprünglich aus Frankfurt/ Oder stammenden Jungs eine feste Größe in der schwarzen Szene.
Jeder kennt sie, jeder hat unzählige Male auf einen ihrer Titel getanzt. Und garantiert kann jeder von euch mindestens einen SE Track benennen, mit dem er eine besondere Erinnerung verknüpft. SE ist eine etablierte Marke geworden, ebenso wie ihr Frontmann. An dieser Stelle ist der ideale Zeitpunkt gekommen, für die gesamte Redaktion des Radio SCHWARZE WELLE den Ausruf „#schobern“ in den Raum zu werfen. Ja, soweit ist es gekommen, SE und DENNIS SCHOBER sind gefühlt immer und überall zugegen, allerdings nicht penetrant im Vordergrund, sondern als willkommene nette Begleiter im Alltag des Düstervolkes. Also mindestens in dem Teil des Genannten, der elektronischer Musik etwas abgewinnen kann.
Nun also nach 4 Jahren ein neues Album. Und das mit, wie bereits erwähnt, einigen positiven Überraschungen. Der Autor dieser Zeilen hatte heute gleich zwei Clowns zum Frühstück und überlegt ernsthaft, ob er euch pauschal mit weiteren erquicklichen Phrasen bewirft und weitere ungezählte Male auf ungenannte Überraschungen hinweist, bevor er zum Wesentlichen kommt. Doch halt, die Redaktionsleitung zuckt schon nervös einseitig mit den Augenbrauen. Und Herrn SCHMIDT als Promoter und Live Bestandteil der Band steht auch schon der Argwohn auf der Stirn, also Kommando zurück und brav die Fakten auf den Tisch!
„The Great Unknown“ wäre aus diversen Gründen deutlich besser gewählt, würde er doch zum aktuellen Weltgeschehen und unseren Weg als Menschheit in eine sehr ungewisse Zukunft passen.
Ebenso gut würde er auch passen, weil SE sich in Teilen mal wieder neu erfunden haben. Allerdings muss man zugeben, dass ‚Transcendent‘ zwar wenig bescheiden klingt, das Werk als Ganzes aber durchaus nicht unpassend beschreibt. Und es lässt Deutungsoptionen offen, die wir hier auch gar nicht vorzeitig für euch verschließen wollen.
Die Band wandelt immer noch in ihrem angestammten Areal, verlässt aber hier und die Hauptstraße, um aus der einen oder anderen Gasse, dem ein oder anderen Hinterhof einen anderen Blick auf das große Ganze zu werfen. Perspektivwechsel nennt man das ganz stumpf, Offenheit für Neues und gelungene Selbstreflektion klingen aber deutlich angenehmer und passender.
Trotz ihrer nach wie vor dunklen Grundstimmung, geben die Jungs dem Album eine insgesamt fluffigere Note. Und sie spannen einen fesselnden Bogen, also ein echtes Album als Gesamtwerk, nicht eine bloße Sammlung an Einzeltracks. Man wird sofort in seinen Bann gezogen und ist auf den nächsten Song gespannt. Skippen ist keine Option, wobei…. Ach, zu diesem einen kleinen Detail kommen wir später.
Wir könnten euch bereits jetzt mit dem Fazit „ganz großes Album“ entlassen, wollen euch aber natürlich nicht die ganzen interessanten Details vorenthalten, die wir da noch so auf dem virtuellen Schreibtisch liegen haben.
‚Transcendent‘ bietet neben wieder großen Hymnen, wie dem Achtungserfolg „Every Now And Then“ auch ganz neue Wendungen: erstmals wird es Kollaborationen geben. Ja, ihr lest richtig. Nicht nur Remixes bereichern das Werk, sondern es wird erstmals Gastsänger geben. Das Hauptalbum findet auf der ersten dieser Doppel- CD statt. Dort tritt DIRK IVENS von DIVE ans Mikrofon und macht aus dem Song „Zeitgeist“ im Duett mit DENNIS SCHOBER einen echten Brecher, dessen Härte und Eindringlichkeit man von SE gar nicht erwartet hätte. Der Song „The Great Unknown“ wiederum ist wohl die denkbar größte Nummer, die die experimentierenden Einzelgänger je hervor gebracht haben. Wir verwetten alle unseren Allerwertesten darauf, daß dieser Bombtrack auf ewig Bestand haben wird, schon jetzt den Titel Evergreen abonniert hat.
Und da sind wir wieder bei dem Punkt mit dem Skippen: skippen an sich geht auf dem Album einfach nicht, aber der Titel „The Great Unknown“ lädt zur spontanen Dauerschleife ein. Man kann versuchen, ihn bis zum Erbrechen zu hören. Allein, gelingen wird es nicht, denn dieser Punkt kann nicht erreicht werden. Diese Hymne, für die ELENA ALICE FOSSI (KIRLIAN CAMERA, SPECTRA*PARIS) als Vokalistin gewonnen werden konnte, hat so einen zuckersüßen Schwermut, dem sich wirklich niemand entziehen kann. Ihr ahnt es, der Typ hier an der Schreibmaschine hämmert gleich eine deutliche Favoritenempfehlung auf euren Bildschirm. Oh, schon geschehen…
Aber damit ist ja lang noch nicht Schluss, denn auch CD 2 enthält weitere Überraschungen.
Unter den darauf enthaltenen 12 Songs sind neben Remixen zu diesem Album und älteren Songs auch vier weitere ganz neue Tracks, alle mit Gastsängern.
Eröffnet wird der Silberling mit der außergewöhnlich romantischen Nummer „Träumen“, bei der wir NINA DE LIANIN von IN STRICT CONFIDENCE zu hören bekommen, gefolgt von „Sea Of Love“ mit PATRIK HANSSON, dessen ikonische Stimme wir von VANGUARD und UNCREATED kennen. Die überraschendste Überraschung, also quasi eine Überraschung², ist das folgende Werk „Anyone Out There“ mit GABRIELLA ÅSTRÖM (ME THE TIGER). Den Abschluss dieses Quartetts bildet die Zusammenarbeit mit der Engelsstimme (und natürlich ihrem Besitzer; Anmerkung der Redaktion) von NILS UPAHL von BEYOND OBSESSION, welche auf den vielsagenden Namen „So Bizarre“ hört.
Die folgenden fünf Remixes betreffen Songs dieses Albums und stammen von so illustren Künstlern wie ROB DUST, GRENDEL, IN STRICT CONFIDENCE, RUN LEVEL ZERO und SUPREME COURT, versprechen also nochmals ordentlich Abwechslung.
Den Abschluss bilden dann drei Remixes, die unter der Überschrift „Lost Tapes“ zusammengefasst werden. Ihr bekommt hier also Raritäten, bisher unveröffentlichtes Bonusmaterial on Top. Das Trio besteht aus „Darkness Falls“ im „Anxiolytic RMX“ von MC1R, STEFFEN SCHUHRKES „Controlled Fusion Remix“ des Songs „Road To Horizon“ und „Immortal“, dem sich MASSIV IN MENSCH etwas intensiver gewidmet haben.
Ihr seht, SOLITARY EXPERIMENTS bersten geradezu vor Kreativität und sperren Langeweile aus. Wie kaum eine andere Band der Szene schafft sie es, Erwartungen zu schüren und diese dann noch spielend zu übertreffen. ‚Transcendent‘ ist (mal wieder) ein Meisterwerk und wird vermutlich nicht das Letzte sein. Bis die „Rentenkasse für Fuß lahme Grufti Springorums“ das Einkommen der SE Buben sichert, werden da wohl noch ein paar weitere Meisterwerke folgen, das wagen wir hier mal zu weissagen. Und es bleibt die Erkenntnis, dass die beiden Gründer Dennis Schober und Michael Thielemann selbst „The Great Unknown“ sind.
Doch nicht nur inhaltlich ist dieses Album herausragend, auch beim „Drumherum“ lassen sich die Rothemden nicht lumpen. ‚Transcendent‘ wird als Doppel-CD DigiBook, als auf 50 Stück limitierte Musikkassette und in einer limitierten Box erscheinen. Letztere ist aus edlem Holz und wird neben der Doppel-CD im DigiBook eine weitere Bonus- CD namens ‚La Voix De La Femme‘ (mit 9 weiteren Kollaborationen mit ausschließlich weiblichen Protagonisten), ein Schnapsglas, Aufkleber, ein Zertifikat und eine Gummiente enthalten.
Das uns mitgelieferte Promo Sheet weist noch einmal ausdrücklich hin, das das Entlein satt rot ist und natürlich den obligatorischen Schlips trägt! War aber unnötig, oder? Also der Hinweis, was anderes stand doch wohl gar nicht zur Debatte…
‚Transcendent‘ ist das bisher spannendste SOLITARY EXPERIMENTS Album und eine Perle dunkel elektronischer Musik. Voller catchy und stomping Melodien, sattem und offenen Soundskulpturen und übergroßen Hymnen. Die Idee mit den Kollaborationen und Duetten gibt dem Ganzen noch einmal den entscheidenden Kick. Absoluter Anspieltip ist die Outstanding Nummer „The Great Unknown“, mit der die Band weit über sich hinaus gewachsen ist.
Kaufempfehlung ohne Wenn und Aber!
SOLITARY EXPERIMENTS
‚Transcendent‘
Erscheint am 28. Oktober 2022 über OUT OF LINE und ist bereits vorbestellbar.
Erhältlich als digitaler Download, 2 CD DigiBook, Kassette (limitiert auf 50 Stück) und einer hölzernen Sammlerbox (ebenfalls limitiert, mit Bonus CD und weiteren im obigen Text genannten Gimmicks) auf Bandcamp.com, im OUT OF LINE Shop und natürlich im guten Medienhandel. Wem das alles nicht reicht, der kann es natürlich auf den großen Plattformen auch als Stream abrufen.
Tracklist
CD1: Transcendent
CD2: Enlightenment
Und während ihr gespannt aufs Album wartet, könnt ihr schon einmal Tickets für die dann folgende “Transcendent Tour 2022” im Vorverkauf (soooo immens wichtig, gerade in Zeiten wie diesen; Anm. der Redaktion) ordern. Termine und weiter führende Links zum Ordern von Tickets findet ihr hier. Wer erst einmal sehen will, ob SOLITARY EXPERIMENTS überhaupt in der Nähe sind, um alte Hits und natürlich Songs von ‚Transcendent‘ zu spielen, dem kann geholfen werden – guckst Du hier:
11.11.22 Potsdam/ Lindenpark
12.11.22 Bischofswerda/ Eastclub
18.11.22 Leipzig/ Hellraiser
19.11.22 Hannover/ Musikzentrum
25.11.22 Oberhausen/ Kulttempel
26.11.22 Nürnberg/ Cult
Weitere Infos bekommt ihr über die Bandseitigen Auftritte im Web und bei Facebook, sowie über die Label Site von OUT OF LINE.
Unseren Stream und viele weitere redaktionelle Inhalte bekommt ihr auf unserer Website, aktuelle Artikel und mehr auch auf unserer Facebook Präsenz.
Geschrieben von: Dany Wedel
Album Dark Electro neu Solitary Experiments Synthpop Transcendent