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2017 belegten DUNKELSUCHT den dritten Platz des Sonic Seducer Battle of the Bands Contest, seither sind sie mit verschiedenen eingängigen Stücken aufgetreten, zuletzt mit „Escalate“. 2025 waren Dunkelsucht auf Tour mit Blutengel, feierten am 13.12. ein Festival in Aarburg. Radio Schwarze Welle traf Sänger und Songwriter Patrick Näf zum Interview.

1. Ein bewegtes Jahr liegt hinter euch, heute Abend werdet ihr gemeinsam mit DJ Anubis am Abyss Calling auftreten – wie war dieses Jahr für euch als Band, als Individuen?
Das Jahr stellt für uns einen Höhepunkt in der bisherigen Geschichte der Band dar. Wir spielten 16 Konzerte mit Blutengel und eine Handvoll Konzerte darüber hinaus. Es war anspruchsvoll, Privates, Geschäftliches und die Musik zu verknüpfen und auszubalancieren, aber es war eine gute Form von Stress. Ein grosser Teil der Urlaubstage ging für die Tour drauf. Als Band ist es eine intensive Phase, aber es ist immer schön, Zeit gemeinsam zu verbringen.
2. In Köln seid ihr am Sonntag gemeinsam mit Marion von den Metallspürhunden am Amphi Festival 2025 aufgetreten, auf der Theaterbühne. Gleichzeitig seid ihr mit Blutengel auf Tour gegangen: Welche Erinnerungen werdet ihr mitnehmen, welche Inspiration zieht ihr aus diesen Auftritten?
Dieses Jahr fühlte sich ein wenig an, als ob sich viele Kreise schlössen. 2014 ging ich zum ersten Mal ans Amphi und lernte dort Enrico kennen, der einen Teil der Blutengel-Tour mitmachte. In diesem Jahr kam ich nach Köln zurück und all die Erinnerungen waren wieder da, das war schön. Und natürlich war es schön, dass Marion (Anm. d. Redaktion: Marion Altwegg, Metallspürhunde) einsprang. Sie war es auch, die ganz am Anfang einmal einsprang, als ich jemanden für ein Konzert brauchte.
3. Ihr beschäftigt euch mit einer Vielzahl an Themen, manch ein Song ist ungemein tanzbar, andere Lieder mahnen beispielsweise an dunkle historische Kapitel. Gibt es ein Stück, das euch besonders wichtig ist?
Ich habe zwei Stücke, die mir besonders wichtig sind. Zum einen ist das „Let your Darkness Out“, weil es musikalisch das ist, was ich selbst besonders gerne höre. Das Stück blieb ewig lange auf dem Status einer Demo, ich habe es so häufig überarbeitet, dass ich es gar nicht mehr zählen kann. Es ist einer der Songs, die für mich einen Meilenstein der Bandgeschichte darstellen.
Der zweite Song ist „This is Fucking Mainstream“. Dort mag ich es, wie der Text immer wieder unterschiedliche Reaktionen provoziert. Ich finde es spannend, da die Diskussion, die ich im Text aufwerfe, auch in der Szene oft sehr präsent ist.
4. Wie seid ihr zu eurem Bandnamen gekommen, und zu eurem Logo?
Der Name passt gut, auch wenn ich es vielleicht heute anders machen würde. Beim Logo hatte ich damals Montana Sacra – Der Heilige Berg geschaut, einen Kunstfilm, der ziemlich haarsträubend war. Dort kam das Logo vor. Mein persönlicher Musikgeschmack hat sich seither auch stark verändert, heute bin ich offener geworden. Mir gefallen EBM Basslines sehr gut, aber es werden wohl auch Songs in Richtung „The Silence you’ve been longing for“ kommen.
5. Auf eurer Tour seid ihr durch Deutschland und die Schweiz gereist. Was unterscheidet die Schwarze Szene an den verschiedenen Orten?
Auf der Tour mit Blutengel bemerkten wir die Unterschiede stark. Die Fanbase im Osten unterscheidet sich von der im Westen, auch von der Anzahl her. Im Osten machen die Menschen viel mehr mit. Ich selbst bin eher ein ruhiger Zuschauer und geniesse die Musik und die Performance auf diese Weise. Aber als Musiker ist es natürlich toll, wenn das Publikum mitfiebert.
6. Ihr arbeitet beide nebst dem Projekt Dunkelsucht in einem Anstellungsverhältnis. Wie lassen sich Musik und Job vereinbaren?
Es ist wirklich herausfordernd, weil ich meine Energie einteilen muss. Für mich ist die Musik ein wichtiger Teil meiner Selbstverwirklichung, sie ist aber ein Hobby. Ich muss daher darauf achten, dass ich eine Balance finde. Mal davon abgesehen, dass dies zur Zeit nicht möglich wäre, verändert sich die Dynamik, wenn ein Hobby zum Beruf wird. Das nimmt die Leichtigkeit und im schlechtesten Fall killt es den Spass.
7. Ihr könnt nun schon auf einige Jahre Bandgeschichte zurückblicken – was muss man über die Entstehung von Dunkelsucht und eure Bandbiografie wissen?
Die Band entstand aus meiner Passion heraus. Am 13. Dezember 13 besuchte ich mein erstes Szenekonzert, auch an meinem Geburtstag. Ursprünglich komme ich aus dem Bereich der Neuen Deutschen Härte – ich fand mich dann aber bald auch im elektronischen Bereich wieder. Als ich meinen Militärdienst absolvierte, begann ich auch ein wenig zu experimentieren, ich hatte zu Hause ein grundlegendes Equipment und sah das für mich als Anlass, mich selbst zu testen – und gegebenenfalls eine bessere Ausrüstung zu kaufen.
Via L’Âme Immortelle konnte ich wichtige Kontakte aufbauen, Chris Fox unterstützte uns sehr. Wir hatten insofern Glück, als dass die Vorband von L’Âme Immortelle verhindert war und wir einspringen sollten. Das war unser drittes Konzert – und 2019 durften wir dann mit Schattenmann auf Tour gehen.
Es folgte die Pandemie, und danach benötigte die Musikwelt einige Zeit, bis wieder alles gewohnte oder neue Wege gehen konnte. Weitere Meilensteine waren Konzerte als Gastband für Lacrimosa, die Blutengel-Tour und natürlich das Amphi Festival 2025, wo wir auf der Theaterbühne auftreten durften.
8. Welche Ziele habt ihr nächstes Jahr? Sind weitere Länder in Planung, ein neues Album?
Wir planen, zwei bis drei kleinere Konzerte als Vollzeitshow zu geben, darüber hinaus sind wir auch für einige Support-Konzerte gebucht. Ich selbst fliege im Januar nach Peru in den Urlaub. Vielleicht verbinde ich das sogar mit einem kleinen Konzert. Es sind ein paar Songs in Planung, gleichzeitig mit einer Tour ein Album zu schreiben ist aber schwierig, vielleicht veröffentlichen wir eine EP.
9. Patrick, du feiertest vergangene Woche deinen dreissigsten Geburtstag und schenktest der Gothic Community ein kleines Festival. Weshalb hast du gerade diese Bands gewählt, was verbindet dich mit ihnen?
Mit diesen Bands fühle ich mich persönlich verbunden – Metallspürhunde sind Schweizer Urgesteine der Gothic Szene hier, ausserdem mag ich ihre Musik sehr gerne, fühle mich der Band verbunden.
CygnosiC sah ich auf einem Festival, ich kannte Georgios nicht persönlich, aber die Musik hatte mich enorm überzeugt.
Nachtmahr ergab sich durch Zufall, für mein Festival hatte ich Licht- und Tontechniker gebucht – unabhängig von Thomas Rainer, der am selben Tag in Aarburg ein Konzert hatte spielen wollen. Wir beschlossen, die beiden Events zusammenzulegen und gemeinsam zu feiern.
Die Bands verbindet, dass sie mich persönlich und musikalisch über die letzten zehn Jahre hinweg geprägt haben.
10. Was würdet ihr einer Person mit auf ihren Weg geben, die gerne Musiker*in werden möchte?
Was ich selbst am schwierigsten fand, war es, meine Erwartungen zu managen. Wenn sich etwas ergibt, dann fühlt man sich in einem immensen Hoch, aber das flaut dann wieder ab – diese Ups und Downs sind nicht immer einfach für mich, ich brauchte einige Zeit, um das zu lernen. Mittlerweile kann ich es besser geniessen und ich habe mich auf die zwei Welten eingestellt. Irgendwie muss man als Neuling damit einen gesunden Umgang finden können.

Geschrieben von: the.goth.teacher
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