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Als wir am Freitagnachmittag am Weißenhäuser Strand eintreffen, fällt als Erstes die hohe Dichte an Autokennzeichen mit der Zahlenkombination 666 auf. Schon beim Betreten des Geländes spürte man die Vorfreude – der Weiße Strand verwandelte sich für das Wochenende vom 14.-15. November 2025 in ein pulsierendes Zentrum der Schwarzen Szene. Bereits am Donnerstag begann mit einer Pre-Party das PLAGE NOIRE, ein Festival am Ostseestrand.
Das Line Up bot eine beeindruckende Genre-Vielfalt: Von Headlinern wie VNV NATION, NITZER EBB, DEINE LAKAIEN und SCHANDMAUL bis zu Szenelegenden wie DAS ICH und jungen Acts wie FUTURE LIED TO US war alles dabei. Dank der kurzen Wege und der Pausen zwischen den Auftritten liess sich das Programm entspannt geniessen. Hier unterscheidet sich das Plage Noire von den weitläufigeren und schnellen getakteten Festivals wie den grossen Pendants aus Leipzig oder Hildesheim.
Herzstück des Festivals bildet das Hauptgebäude mit verschiedenen Restaurants, Bars und einer der Bühnen. Im Aussenbereich finden sich die Hauptbühne, Le Chapiteau – ein riesiges Zelt, und La Rotonde, die kleinste Bühne. Die Fashion Walks finden im Innern statt. Neben der Musik bot das Festival auch Raum für Mode und Handwerk im Aussenbereich, ein kleiner Mittelaltermarkt und Le Bazar luden zum Flanieren ein. Verschiedene Händler*innen waren dort anzutreffen, beispielsweise Mond Mädchen Couture, ein Designlabel, das auch einen der Fashion Walks durchführte. Wer Wind und Wetter nicht scheute, konnte natürlich auch den Strand besuchen. Dort wurde auch das alljährliche Strandfoto aufgenommen. Nebst dem eigentlichen Festival sind den Besucher*innen jeweils auch Sauna, Schwimmbad und Dschungelland zugänglich.
Auf der Hauptbühne eröffneten GOTHMINISTER das Festival, während der Salle de Fête mit ANY SECOND eröffnet wurde. Beide Bühnen füllten sich zuverlässig und das Feiern begann. Zweiter Act auf der mittleren Bühne war die schwedische Synth-Pop-Gruppe ASHBURY HEIGHTS. Das Trio lud sein Publikum zu einer rasanten und passionierten Show. Bereits nach den ersten Takten vibrierte die Halle und das Publikum tanzte euphorisch mit. Wer beim Amphi 2025 dabei war, erinnerte sich vielleicht noch an die unglaubliche Hitze auf der Theaterbühne – auch diesmal hinterliess die Band eine aufgeheizte Halle und glückliche, aber erschöpfte Zuschauer*innen, denn spätestens bei der Hymne des Andersseins «Anti-Ordinary» sang beinahe jede:r Anwesende mit.


Im Anschluss spielten DAS ICH und eine völlig andere Art der Show wurde dem Publikum geboten. Eine faszinierende Reise durch mehrere Jahrzehnte Musikgeschichte unternahmen die Band und das Publikum, denn mitunter wurden auch Zuschauer*innen zu menschlichen Notenständern. Ein besonderes Highlight des Auftritts war der spürbare Zusammenhalt unter den Musikern und die Atmosphäre, die sie dadurch webten.

Den Abschluss des ersten Tages bildete Ronan Harris mit VNV NATION. Wer auch immer ein Konzert dieser Band besucht, weiss, dass ihn nicht nur Musik erwartet, sondern auch eine Lektion in Menschlichkeit. So auch am Plage Noire: «Wir passen aufeinander auf, wir haben ja sonst niemanden.» Es gibt wenige Musiker*innen, die sich auch während ihrer Konzerte so konsequent für das Wohlbefinden ihrer Zuschauer*innen einsetzen.
Besonders in Erinnerung bleiben dürften den Besucher*innen des Festivals wohl, wie dankbar die Kunstschaffenden sich zeigten. Überhaupt zeigte sich an dieser Ausgabe des «Schwarzen Strandes» wieder einmal, wie sehr die Subkultur auch eine «grosse, glückliche Familie» (vgl. GOTHMINISTER: «One Dark Happy Nation») sein kann. Die Bands leisteten sich gegenseitigen Support, beispielsweise durch das Tragen des Shirts anderer Bands. Aber eben auch zwischen Fans und Bands gab es manchen Moment, der die Verbundenheit aufzeigte.
Musikalisch begann der zweite Tag am Plage Noire etwas früher als der Freitag. 15 Bands bespielten am Samstag die Bühnen, das Finale gaben NITZER EBB auf der Hauptbühne.

Mit ausklingender Erkältung und klarer Ansage via Shirt überzeugten NEUROTICFISH ihr Publikum. Nebst eingängigen Rhythmen machte auch der Humor einen nicht unerheblichen Teil der Performance aus, die Sympathien des Publikums waren der Future-Pop-Band sicher. Eines zeigte sich auch hier: Eine klare Haltung ist vielen Kunstschaffenden wichtig, sie wollen diese auch aufzeigen und leben.
Auf derselben Bühne fanden sich im Anschluss Vasi Vallis und Felix Marc mit ihrem Projekt FROZEN PLASMA, das ebenfalls zwanzigjähriges Bestehen feierte in diesem Jahr. Das Duo überzeugte mit bekannteren Stücken, aber auch mit Remixes. Einen besonderen Moment erzeugte dann auch die Aufforderung, man solle den Moment mit jenen Menschen geniessen, die man liebe – ganz gemäss dem Motto «All we have is now».

Das Festival erstreckte sich über zwei Tage, eine Pre-Party hatte am Donnerstag stattgefunden. Der Abreisetag begann für einige sehr früh – die ein oder anderen gönnten sich vielleicht bereits die Tickets für das Folgejahr, wenn der Strand sich wieder schwarz färben wird.
Es bleibt festzuhalten, dass das Festivalgelände ebenso abwechslungsreich war wie das Line Up. Mit 26 Bands, drei Lesungen und sechs Fashion Walks sowie einem diversen Shoppingangebot gab es für jeden Geschmack etwas. Was aber am meisten in Erinnerung bleiben wird: Tolles Personal, insbesondere auch an den Bars der Bühnen, bei der Security und der restlichen Crew, die Gemeinschaft und das ein oder andere Strandfoto.

Geschrieben von: the.goth.teacher
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