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Wer kennt sie nicht, die OCHMONEKS. Immer im unpassendsten Moment schellen die ollen Spießer an der Tür und sorgen für Stress im Hause Tanner. Nun also haben sie ein neues Fernglas, um besser nach diesem seltsam- pelzigen Katzenjäger Ausschau halten zu können. Die ahnen längst etwas von Gordon Shumways Existenz, das geben wir euch ‚In schwarzer Tinte‚ auf weiß!
Nein, da sind wir falsch informiert?
Also nix mit außerirdischen Lebensformen und schlechten Gags?
Nicht doch vielleicht ein ganz kleines bisschen?
Ähm, ja, vielleicht… nein!
Die Kurz- Bio sagt etwas von „Name basiert auf der Serie ALF“, „Düsseldorf“, „Punk“ und „2015“.
Puh, die Erben der DIE TOTEN HOSEN, oder?!
Wir schauen mal genauer hin:
Als Pluspunkt kann gelten, dass die Gründungsmitglieder allesamt nur zugezogene Düsseldorfer sind, als sie 2015 die Band OCHMONEKS gründen. Der Legende nach stand im Proberaum damals ein TV, auf dem eine Folge der Serie um den knuddeligen Melmacer lief und die spießigen Nachbarn der Serienfamilie Tanner den Grundstein für die Namensgebung des Quartetts legten.
Ebenso wird positiv vermerkt, dass die Band eine eigene Gin- Marke gegründet hat, womit sie geschmacklich dieser seltsamen Electro- Truppe namens TBA einiges voraus hat! Wenngleich man sich etwas schwer damit tut, wenn Begriffe wie Punk auf Vermarktung von Produkten treffen. Dabei ist es auch letztlich egal, ob es sich um Gin oder Bio- Olivenöl handelt.
Aber hey, Zeiten ändern sich und diese „gegen alles-“ und „keine Zukunft für immer-“ Markenzeichen sind schon pure Romantik, oder?
Egal, der Autor dieser Zeilen genehmigt sich jetzt, kurz vorm Sonnenaufgang, erst einmal einen ordentlichen Gin – allerdings einen aus einer Kölner Manufaktur.
Etwas weird wirkt der Erfolg der Band beim „Deutschen Rock & Pop Preis 2018“, wo sie ordentlich Trophäen abräumte. Wobei, auch SERUM 114 galten immer irgendwie als Liebling der Kritiker, also kann es auch hier ein gutes Zeichen sein.
Den Rest überlassen wir euch zur Recherche, ist gar nicht so schwer und tatsächlich sehr spannend.
Erwähnen wollen wir hier nur noch, dass ‚In schwarzer Tinte‚ das vierte Album nach ‚In Dur‚, ‚Da Capo‚ und ‚Gegenwind‚ ist.
Musikalisch wurde hier gründlich gemischt und als Zutaten finden wir Punk, Deutschrock und Hard Rock in unterschiedlichen Gewichtsanteilen. Mal scheint etwas UNANTASTBAR durch, mal etwas BROILERS, ja sogar etwas TANKARD kann man entdecken. Das bezieht sich allerdings rein auf die Musik, thematisch und gesanglich sind wir hier schon deutlich anders unterwegs.
Es ist natürlich ein wenig den Entwicklungen der Subkulturen geschuldet, dass manche Begrifflichkeit heute eher schwammig daherkommt. OCHMONEKS liefern auf ‚In schwarzer Tinte‚ wirklich erstklassigen Deutschrock neuerer Definition (womit MARIUS MÜLLER- WESTERNHAGEN, PETER MAFFEY und Co. leider ausscheiden; Anm. der Redaktion) mit ordentlich Hard Rock- Einschlag. Der Punk klingt da eher noch in Zitaten und der lyrischen Ausrichtung durch, auch der Humor kommt punkig- frech daher, was äußerst positiv anzumerken ist
Empfangen werden wir mit dem Titeltrack „In schwarzer Tinte“, der direkt Vollgas gibt. Sanftes Anschleichen ist in diesem Genre ja generell eher unüblich. Und natürlich stehen hier Tattoos auf dem Tableau, wenngleich nur als Vehikel für Gefühle und Erlebnisse. Klasse Einstieg also.
Mit „Veto“ kommt eine musikalische Dampfwalze auf uns zu, lyrisch tatsächlich ein Highlight und sehr aktuell. Möge der Inhalt bei den Genre- Fans ankommen! Anspieltipp!
… sei wachsam, wenn dich jeder liebt, denn dann nimmt dich niemand ernst…
Auch bei „Hello Ladies“ geben die Wahl- Düsseldorfer alles! Dieser Track strotzt vor Selbstironie und herrlich prolligem Humor. Verpackt in eine Reise aus Schlager- Pop- Hardrock. Das ist wirklich wunderbar, gern mehr davon.
Zum „Teufel“ lässt sich gar nicht so viel sagen, für uns ist das eine klassische Deutschrock- Hymne, wie ihr oben im Video bereits checken konntet. Als Single wurde damit das Album ‚In schwarzer Tinte‘ bereits angeteasert.
Oha, eine Hommage an DEPECHE MODE. Okay, das war ein sehr bemühter Gag. Tatsächlich ist „Memento Mori“ eine durchaus tiefsinnigere Produktion, die zum Nachdenken über das eigene Leben nicht nur anregt, sondern gezielt auffordert. Von ruhig und melancholisch bis laut und wütend ist hier alles drin – Anspieltipp!
Ähnlich melancholisch beginnt auch „Erster letzter Kuss“, bevor es in klassischer Rocker- Romantik aufgeht. Hymnisch arrangierte Liebeslyrik, begleitet von harten Gitarrenflächen – kann man machen.
„Unbesiegbar“ ist eine Stadiontaugliche „Glaub an dich selbst-“ Ode, wie sie in diesem Genre tatsächlich sehr üblich ist. Jede Subkultur hat so ihre Regeln. Was dem Punk seine 3- Akkorde waren, sind dem Deutschrock eben diese „du hast es schwer, ab gibst nicht auf“- Gesänge.
Deutlich spannender kommt da „Cover-Up Skull“ daher. Ein heavy Bluesrock- Banger mit einem bitterbösen Text, der insgesamt dennoch als feinster Rock’n’Roll- Feiersong funktioniert, das ist schon großes Kino – Anspieltipp!
Auch „Träume“ ist da ein willkommener Ausreißer: zwar hat man ein bisschen den Eindruck eines gesungenen Kalenderspruches – das allerdings in höchster Qualität. Ein wirklich guter Text, vorgetragen bei minimalster musikalischer Begleitung, das wirkt!
„Persona Non Grata“ erinnert uns ein wenig an alte BOEHSE ONKELZ „die ganze Welt ist gegen uns, aber wir gewinnen-“ Nummern. Das ist gar nicht bö(h)se gemeint, denn der Track kachelt alles ordentlich nieder. Hier haben wir etwas von der wütenden Energie, die wir bisher etwas vermissen.
Den Abschluss macht mit „Paradiesvogel“ ein Song der Kategorie „Deutschrock – Standards“. Wir sind anders, unangepasst, wild – die klassischen Plattitüden dieses Genres. Das ist ähnlich der Neuen Deutschen Härte, die auch so herrlich anders und böse ist, dass sie letztlich zu einem Stereotyp verkommt, das sie ursprünglich nie sein wollte – was tatsächlich irgendwie schade ist.
Für uns, die Deutschrock nur am Rande streifen, ist das etwas schwierig.
Für Punk zu viel OCHMONEKS und zu wenig GORDON SHUMWAY.
Es ist sehr sauber und fett produziert, dadurch leider auch etwas zu glatt. Generell krankt das Genre an zu vielen Plattitüden, die auch hier bedient werden.
Andererseits klingt das, was die Vier hier auf ‚In schwarzer Tinte‚ abliefern, eben auch verdammt gut.
Es bleibt halt eine zutiefst subjektive Sache des Geschmackes, denn objektiv ist hier handwerklich nichts zu bemängeln.
Fans gediegenen Deutschrocks können wir dieses Werk und seine Schöpfer uneingeschränkt empfehlen. Andere Geister werden sich damit vermutlich eher schwertun, reinhören solltet ihr dennoch. Getreu dem Motto „Tellerränder sind zum drüber gucken da“ solltet ihr ruhig überall mal schnuppern, um nicht selbst als Stereotyp zu enden…
Artist: OCHMONEKS
Release: In schwarzer Tinte
Release Date: 17.05.2024
Label: Drakkar Entertainment GmbH
Medien : CD, Vinyl, digitaler Download, Stream
Quellen: im klassischen Medienhandel & den großen Download- Plattformen (außer Bandcamp), Spotify
Verfolgen könnt ihr die OCHMONEKS via Facebook, Instagram, Web, Youtube & Spotify.
Unseren Stream und viele weitere redaktionelle Inhalte bekommt ihr auf unserer Website. Natürlich findet ihr interessante Artikel und mehr auch auf unserer Facebook Präsenz.
Written by: Dany Wedel
Album alf Deutschrock die können was! Düsseldorf erprobtes rezept handwerklich gut in schwarzer tinte insgesamt zu brav klassischer Deutschrock- Bauplan leider keine überraschungsmomente neu nicht annähernd so maritim wie es das artwork vermuten lässt Ochmoneks ohne ecken und kannten Review routinierte musiker zuviel ochmoneks - zu wenig gordon shumway