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Spanien, Land des Flamencos, des Tiki-Taka- Fußball und der Gaudi- Baukunst.
Und doch gibt es auch dort dunkelbunte bis schwarzbunte Musik.
AFTER THE RAIN sind Produzenten eben jener Musik. Und sie haben in Eigenregie gerade ihr Album ‚Pain, Darkness & Hope‘ an den Start gebracht.
YUN LUIS DIAZ aka YUNBERZERK produzierte schon länger Musik und fand durch eine Annonce 2011 den erfahrenen Musiker und Sänger JOSE ICARO aka ICARO, um fortan zusammen Synth-Pop zu machen. Ab Ende 2012 setzen die beiden von Madrid aus alles daran, mit AFTER THE RAIN die Weltherrschaft zu übernehmen. Um der Live- Performance mehr Würze zu geben, hat das Duo sich dafür mit dem Gitarristen ZIGOR LOPEZ verstärkt.
Nun ergeben sich für solche Gruppierungen eine Reihe von Problemen. So hat zwar die dunkle Szene alles aufgesaugt, was irgendwie mit Synths zu tun hat, verschmäht selbiges Genre intern aber größtenteils. Akzeptiert wird maximal, was blutig, böse oder mindestens kantig ist. Damit haben etliche Acts dieser Stilistik zu kämpfen, zumal außerhalb unserer Subkultur Synth-Pop quasi gar nicht mehr stattfindet. Er existiert und wird uns medial auch täglich immer um die Ohren gehauen, ist dabei aber garantiert auch mindestens 35 Jahre alt. Wer kennt nicht Sätze wie „früher war das Classics Radio grausam, aber mittlerweile spielen die echt gute Musik…?“
Und damit gilt der Respekt all denen, die sich davon nicht abhalten lassen und dieses Feld bestellen.
Zumal sie oft auch mit Stempeln wie „belanglos“ gebrandmarkt werden, wobei sich allerdings niemand die Frage stellt, ob solche Marker überhaupt global ausgestellt werden können – und sollten.
Auch AFTER THE RAIN kämpfen mit dem Stigma, für die Szene zu mainstreamig zu sein, obwohl es gar keinen Mainstream mit solcher Musik gibt. Für uns ist es hochmelodischer und geschmeidiger Synthpop, dessen oft persönliche Texte mit einer unverwechselbaren und charismatischen Stimme vorgetragen werden.
Nein, hier wird niemand seziert. Auch musikalisch kein Folterinstrument eingesetzt, welches den Sound maximal entstellt und damit „szenegerecht“ macht. Der Autor meint, man darf etwas auch gut finden, wenn es tatsächlich auch gut klingt.
Hier im Topf befindet sich Synth- Pop, gewürzt mit Dark Wave und Avantgarde, dazu in Prisen Zitate an große 80s- Synth- Sounds.
Dennoch ist die Spannbreite ausgesprochen groß, denn von zart bis hart und von langsam bis schnell bekommen wir alles geboten. Verbindendes Glied sind die Themen, die Melodien und vor allem die Vocals.
Nach ‚Kings Without A Crown‘ und ‚The Other Side Of The Crown‘ ist das hier besprochene Werk ‚Pain,Darkness & Hope‘ tatsächlich erst das dritte Full Length- Album.
Bis zum bösen C kann ihre Entwicklung auch auch als völlig normal betrachtet werden. Innerhalb von zwei Jahren zwei Longplayer, Support Auftritte für MIDGE URE, DE/VISION, MESH, PROJECT PITCHFORK und THE INVINCIBE SPIRIT.
Die seither beschleunigte Entfernung von Kunst und Konsumenten macht es immer schwieriger, auf dem schwindenden Markt Fuß zu fassen.
‚Pain, Darkness & Hope‘ hat etwas länger in der Produktion verbracht, weil das Leben an sich halt zwischenzeitlich Vorrang hatte. Auch die Suche nach einem Label gestaltete sich schwierig. Allerdings haben sich AFTER THE RAIN davon nicht abschrecken lassen und sowohl Produktion, als auch Vertrieb selbst in die Hand genommen.
Erhältlich ist das Werk vorerst als Download über den Bandcamp- Store der Band. Eine CD ist bereits vorhanden und wird gern über persönliche Anfrage abgegeben. Verkauf über Bandcamp und Poponaut sind geplant, allerdings noch nicht verfügbar.
Darauf enthalten die Songs der EPs ‚Vicious Mind‘ und ‚Running To The Sun‘, einige Single- Releases und ein Stapel neuer Songs.
Somit ist es auch eine schöne Werkschau über die Entwicklung in den letzten Jahren.
Lasst uns gemeinsam reinlauschen…
Eröffnet wird das Album durch ein geradezu cineastisches Intro namens „Time For A Revolution“, um dann mit „Game Over“ bereits eine Knallernummer als Opener zu präsentieren. Kenner der Band haben diesen Song natürlich bereits beim Lesen des Namens im Ohr, da er längst als Single durch die Welt strich. Ändert nichts daran, dass wir hier eine klasse Synthpop mit markanter Synthline bekommen.
Das nachfolgende „Vicious Mind“ hebt das Tempo gleich deutlich an. Es strahlt reichlich energetischen Vorwärtsdrang aus, ohne aggressiv daher zu kommen. Eine tolle Nummer.
„Somewhere Only With You“ wiederum ist eine sehr romantische Ballade, die durchaus deutlich macht, dass man sich nicht durch Szenegrenzen bremsen lassen will.
Nun kommt mit „Wearing Like A Clown“ die eigentliche Pre- Out- Single zu ‚Pain, Darkness & Hope‘.
Auch diese sollte euch bereits bekannt sein, ist sie doch in den Klangwald- & GEWC- Charts vertreten.
Auch „Running To The Sun“ ist eine bekannte Nummer der Spanier von AFTER THE RAIN und ein Werk, welches ein eindrucksvolles Bild der Band vermittelt. Viele Details und toll arrangiert, Anspieltipp!
„The Last Breath Of My Heart“ bekommen die zweite ausgewiesene Ballade dieses Albums. Deutlich melancholischer als „Somewhere Only With You“, wenngleich Real Gothics auch hier disgusted sein werden.
Mit „Tired Hands“ hat es auch die B-Seite von ‚Running To The Sun‘ auf ‚Pain, Darkness & Hope‘ geschafft. Völlig zurecht, wie der Autor dieser Zeilen meint. Dieses Single- Release hat ihn erstmals auf die Spur von AFTER THE RAIN gebracht. Somit gilt auch hier direkt und ohne Umschweife: Anspieltipp!
Bei „Prófugos“ geht die Band mal einen ganz anderen Weg. Der Song stammt nicht von AFTER THE RAIN und auch für den Gesang holte man sich MANU aka ALIENS CORPORATION ins Boot. Interessante Nummer, die deutlich aus dem Gesamtbild heraussticht.
Auch „Black Wedding“ hat ein Alleinstellungsmerkmal, denn es ist ein Instrumental.
Stilistisch eher aus einem 80er- Jahre- Science Fiction- Movie- Soundtrack, als aus einem Düsterthema, aber auf jeden Fall ein spannendes Stück.
„Foreigner“ ist eine Nummer von M. GANSSERT und eine recht interessante Slow-Pop-Nummer. Damit das ganze Gegenteil von dem nachfolgenden „Fight!“, welches mit einer herrlich wabernden Baseline und etlichen 80s- Zitaten auffällt, ohne altbacken zu wirken. Knaller!
Interessant ist der Abschluss mit „Slave“ auf gleich mehreren Ebenen. Es ist das reduzierteste Stück auf ‚Pain, Darkness & Hope‘ und wird hauptsächlich durch eine Pianolinie getragen.
Diese wiederum erinnert so ein bisschen an das berühmte „Pimpf“ einer kleinen Kapelle aus dem britischen Basildon. Bevor hier jetzt ein Shitstorm vom Zaune bricht: Nein, keine Kopie und kein Cover, aber durchaus ein Zitat mit einer ebensolchen Stimmung – hier allerdings mit ansprechenden Vocals vervollständigt. Krasses Werk, ein Highlight zum Schluss.
Die alte Weisheit eines ISAAC HOWLETT von EMPATHY TEST hat auch hier Bestand: „Real Gothics are disgusted.“ Davon abgesehen handelt es sich hier aber um wunderbaren Synthpop mit Inhalt.
Keine EBM- Baseline, kein Kreissägen- Sound, keine Blutrünstigen Texte – einfach guter Synthpop.
Somit durchaus in einer Linie mit den Großen Namen des Genre.
Wenn ihr damit leben könnt, seid ihr hier definitiv richtig und werdet nicht enttäuscht werden.
Act: AFTER THE RAIN
Release: Pain, Darkness & Hope
Release Date: 17.05.2026
Label: ./.
Medien: digitaler Download, CD, Stream
Quellen: Bandcamp, Spotify, Poponaut (im Bandcamp- Merch- Store noch nicht verfügbar)
Bleibt dicht dran an AFTER THE RAIN auf Facebook, Bandcamp, Youtube.
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Geschrieben von: Dany Wedel
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